Texte von Hugo Rupp

Ein einziges Verlangen

Entschuldige dich bei deinem Vater.

Jetzt werd nicht auch noch frech.

Sind wir dir nicht mehr gut genug?!

Halt deinen Mund.

Was bildest du dir ein.

Jetzt ist mal Schluss.

Führ dich nicht auf.

Du hast doch alles, was du brauchst.

Dir fehlt doch nichts!

Reiß dich gefälligst jetzt zusammen!

Was ist nur mit dir los?!

Streng dich gefälligst an!

Brauchst du den ganzen Tag?

Was ist denn los?

Was hast du nur?!

Wo denkst du hin!?

Das glaubst du doch wohl selber nicht!

Verschwind.

Geh in dein Zimmer.

Und sei still.

Was willst du denn?!

Schau, dass du weiterkommst.

Schleich dich!

Strafe muss sein.

Was bildest du dir ein?!

Was ist nur mit dir los?

Wie habe ich mich angestrengt.

Was bildest du dir ein?!

Bis ich mir immer wieder nichts, nur immer wieder nichts mehr wünschen wollte.

Sind wir dir nicht mehr gut genug?

Endlich kann ich vom Glauben abfallen.

Was bildest du dir ein?!

Lüg mich nicht an!

Ich seh doch, dass du schwindelst und mich anlügst.

Ich seh dir das doch an.

Werd nur nicht frech.

Glaubst du, uns würde nie was wehtun oder fehlen?!

Was bildest du dir ein!?

Kannst du nicht einmal richtig aufpassen!

Freu dich nur nicht zu früh!

Das wirst du uns noch büßen müssen.

Wo drückt der Schuh?!

Mach nicht so ein Gesicht.

Schau endlich wieder freundlich!

Wir haben dir doch nichts getan!

Das hast du nun davon.

Was schreist du auch so rum!

Was bildest du dir ein!

Träumst du jetzt schon am helllichten Tag?!

So schlimm war das doch auch nicht!

Jetzt hab dich doch nicht so!

Dir werd ich helfen!

Da pass auf!

Jetzt kannst du aber was erleben.

Jetzt geh ich weg und komm nicht wieder.

Wir sind doch da!

Was schreist du denn?!

Wir haben dir doch nichts getan.

Allein gelassen blieb ich als Schuldiger zurück. Als Schuldiger.

Nimm endlich deinen Finger aus dem Mund!

Du bist doch schon ein großer Junge.

Mach mir nicht alles wieder schmutzig.

Was bist du nur für ein ungezogenes Kind.

Was bildest du dir ein, mich so zu erschrecken.

Mach endlich dein Maul auf.

Was fehlt dir denn?

Was schreist du denn?

Was hast du denn schon wieder?

Was hast du denn?

Da ist doch nichts?

Siehst du jetzt schon Gespenster?!

Was schreist du denn?!

Was schreist du denn so laut?

Hör endlich auf damit!

Sonst kommt der Schwarze Mann!

Die laute Angst, die durfte nicht heraus, die sollte nicht aus mir heraus. Die laute Angst sollte nicht ans Tageslicht kommen.

Was schaust du denn so komisch?!

Was bist du denn so seltsam?!

Das eine musst du dir noch merken.

Schreibs dir gefälligst hinter deine Ohren.

Damit du es nicht gleich wieder vergisst!

Hier habe ich das letzte Wort.

Das solltest Du dir merken.

Wenn du in Zukunft hier noch wohnen willst.

Was hast du dir dabei gedacht?

Was hast du dir dabei versprochen!

Dem Vater widerspricht man nicht!

Dem Vater widerspricht man nicht ungestraft!

Sei endlich still.

Wenn das dein Vater hört, dann kannst du aber was erleben.

Sei endlich still, sonst kommt der Schwarze Mann.

Das ist ja unerhört!

Dein Vater meint es doch nur gut!

Was fällt dir ein!

Wenn du nicht sofort auf mich hörst!

Was fällt dir ein!

Jetzt sind wir aber wieder gut.

Gib deinem Vater schön die Hand!

Wie kannst du es nur wagen!?

Jetzt hast du ihn geweckt.

Jetzt kannst du aber was erleben.

Pass auf, wo du hintrittst.

Jetzt hast du es geschafft.

Nur wegen dir regt er sich auf.

Uns hat ja fast der Schlag getroffen.

Was habt ihr euch denn nur dabei gedacht?!

Wir wollten dir nicht wehtun!

Was stehst du so dumm rum.

Was schaust du in die Luft.

Pass doch gefälligst auf, wohin du trittst.

Ich werde dir gleich Beine machen.

Wenn du noch weiter trödelst, lasse ich dich da, dann kannst du sehen, wo du bleibst.

Sei nicht so vorlaut!

Reg dich nicht auf!

Schrei nicht so rum!

Was führst du dich so auf!

Sei nicht so unverschämt!

Du solltest dich was schämen!

Wir wollten nur dein Bestes!

Wir wollten nur dein Bestes.

Was bildest du dir ein!

Strafe an sich.

Werd nur nicht frech!

Mit immer gleicher Dringlichkeit.

Was bildest du dir ein!

Jetzt komm endlich!

Sonst komme ich.

Sonst werde ich dich holen kommen!

Die Strafe, die sich förmlich aufdrängte, die förmlich in der Luft lag. Wo ich auch immer war und hinkam.

Was fällt dir ein!

Sei endlich still.

Die Leute schauen schon.

Was glaubst du wohl, was all die Leute von uns denken, wenn sie uns sehen.

Du solltest dich was schämen.

Was schreist du so herum?!

Ich hab dir nichts getan!

Was bildest du dir ein!

Wir tun dir doch nichts Böses.

Wo denkst du hin!?

Was denkst du nur von uns.

Was bildest du dir ein!

Ein Indianer kennt keinen Schmerz.

Jetzt hab dich nicht so.

Du musst vor uns doch keine Angst bekommen.

Du musst dich doch vor uns nicht fürchten.

Wir sind doch für dich da.

Was bildest du dir ein?

Halt endlich deinen Mund!

Fass mich nicht an!

Mit deinen Dreckfingern.

Fass mich nur ja nicht wieder an!

Jetzt kannst du sehen, wo du bleibst!

Wofür nur wird man mich bestrafen?

Was habe ich getan?

Was würde mir passieren.

Was stimmt denn nicht mit dir?

Was ist nur mit dir los?

Das ist ja lächerlich!

Was ist denn los?

Warum hast du denn Angst?

Wir sind doch da!

Schau uns gefälligst an, wenn wir schon mit dir reden!

Man muss den Tatsachen ins Auge blicken.

Schau mich gefälligst an!

Was schaust du mich so an!

Hör endlich auf zu maulen!

Dann wird auch alles wieder gut.

Was machst du denn für ein Gesicht?!

Das ist doch nicht so schlimm.

Dass ich mir nicht mal mein Entsetzen leisten hatte können.

Geht es dir damit besser?!

Du solltest dich was schämen!

Was schreist du denn.

Was quält dich denn?

Was fällt dir ein!

Was ist nur mit dir los?!

Jetzt ist dir das Herz aber in die Hose gerutscht.

Jetzt hast du dich aber erschrocken.

Was fällt dir ein!

Was ist denn jetzt schon wieder los!

Gleich kannst du was erleben!

Hörst du!

Was bildest du dir ein?

Dein Vater meint es doch nur gut.

Du bist ein missratenes Kind.

So spricht man nicht mit seinen Eltern.

Du musst dich doch vor uns nicht fürchten.

Du musst dich doch vor uns nicht gleich verstecken.

Komm da heraus.

Zieh dich gefälligst an!

Und sieh dich vor!

Und was versprichst du dir davon, wenn du so schreist?!

Es ist doch niemand außer mir und deinem Vater da.

Deswegen schrie ich unablässig.

Was bildest du dir ein!

Das hast du nun davon.

Was hast du dir dabei gedacht.

Sei endlich still!

Sonst kommt der Schwarze Mann!

Fass mich nicht an mit deinen Dreckfingern!

Ein Linker wird kein guter Schreiner!

Gib her!

Lass das!

Was soll denn das schon wieder!?

Was soll aus dir nur werden!

Lass sehen, was du gemalt hast in der Schule.

So kann man das nicht lassen.

Jetzt lasse ich dich liegen.

Dann kannst du überlegen, warum du schreist.

Wenn du mir nochmal widersprichst, dann schlage ich dich windelweich.

Dann schlage ich dich tot.

Verstehst du mich.

Hörst du mir zu.

Schau mich gefälligst an.

Sieh das doch endlich ein!

Dann sind wir wieder gut.

Lern endlich was gescheites!

Was fällt dir ein!

Wie eine Krankheit, die nicht aufhörte. Die einfach nicht aufhörte, mich heimzusuchen und zu quälen. Mein Vater mit dem Wort. Und dass er Wort hält gleichermaßen, dass er Wort hält, mit allem, was er sagt.

Vor was hat dieses Kind nur eine solche Angst.

Vor der Verleumdung.

Und wenn er frech wird, geben sie ihm eine Fotzn. Er ist daran gewöhnt.

Wenn ich nicht augenblicklich alles von mir wies.

Was bildest du dir ein?

Was fällt dir ein!

Ich sollte büßen lernen für meine Schwächen.

Werd du erst mal erwachsen.

Ich sollte leiden. Ich sollte büßen lernen. Ich sollte schuldig sein.

Was fällt dir ein!

Was bildest du dir ein.

Was schaust du mich so an.

Gleich fängst du dir noch eine ein.

Was hast du denn.

Was weinst du denn.

Was schaust du uns so an.

Wir haben dir doch nichts getan.

Was führst du dich so auf.

Was ist nur mit dir los.

Ich kam nicht weg. Ich konnte meinen Eltern nicht entkommen.

Was hast du denn?!

Was ist nur mit dir los?!

Und untersteh dich!

Fass mich nicht an.

Das wird mir jetzt zu bunt.

Dafür ist mir die Zeit zu schade.

Das hör ich mir nicht länger an.

Was bildest du dir ein?

Was ist nur mit dir los?

Was geht nur in dir vor.

Jetzt tu nicht so.

Und schau nicht so.

Du tust gerade so, als würdest du bei uns verhungern.

Als würden wir dir nicht genug zum Essen geben.

Spielt hier den Hungerleider!

Wo willst du denn schon wieder hin?

Bleib endlich einmal stehen.

Halt dich gerade und bleib still!

Schön langsam!

Reiß dich zusammen.

Was hast du denn?

Was zitterst du denn so?

Ist dir denn kalt!?

Mir wurde Hunger nie verziehen.

Verschwind!

Und geh mir aus den Augen.

Ich will dich nicht mehr sehen.

Bevor du dich nicht gleich entschuldigst.

Sei still.

Geh in dein Zimmer.

Und sei still.

Was bildest du dir ein?!

Was fällt dir ein?!

Sei endlich still.

Pass doch gefälligst auf.

Kannst du nicht einmal ruhig sein.

Kannst du nicht einmal dankbar sein.

Jetzt gib endlich mal Ruhe.

Was bildest du dir ein.

Schmeckt es dir nicht?!

Was fehlt dir denn?!

Was ist nur los?!

Du isst gefälligst auf.

Was bildest du dir ein.

Du isst, was auf den Tisch kommt.

Hörst du!?

Friss oder stirb.

Was schreist du denn.

Hör endlich auf damit!

Gleich kannst du was erleben.

Gleich kommt der Schwarze Mann.

Mach mir nur keinen Ärger.

Was ist denn jetzt schon wieder los?!

Was schreist du denn?!

Was machst du nur für ein Gesicht.

Kann man dich nicht einmal alleine lassen.

Muss man sich immer um dich kümmern?!

Hast du gehört, was ich gesagt habe?!

Das hört jetzt auf.

Nur so herumzuschreien.

Was soll nur das Theater?

Was führst du dich so auf.

Du solltest dich was schämen!

Du kannst uns ganz schön zusetzen.

Was fällt dir ein!

Halt endlich deinen Mund.

Sonst kommt der Schwarze Mann!

Was hast du denn?!

Du hast doch alles, was du brauchst!

Magst du uns vielleicht nicht mehr?!

Das nützt doch nichts, wenn du so weiter schreist.

Du tust dir doch nur selber weh!

Merkst du das nicht?

Du schneidest dir ins eigene Fleisch.

Du schadest dir damit nur selbst.

Merkst du das nicht!?

Dir fehlt doch nichts.

Was bildest du dir ein?!

Was ist denn jetzt schon wieder los.

Warum wirst du denn gleich so böse.

Wir tun dir nichts.

Wie wollten doch nur mir dir reden.

Wir wollen dir doch helfen.

Sie lauerten mir auf.

Jetzt hab ich dich!

Jetzt hab ich dich erwischt.

Sie kamen aus dem Hinterhalt.

Was bildest du dir ein?

Mir half nur mehr Scheinheiligkeit, mein scheinheiliger Blick.

Was schaust du uns so an!?

Was bildest du dir ein?!

Wer glaubst du, wer du bist?!

Schämst du dich nicht?!

Ja schämst du dich nicht mal!?

Dein Vater tut doch alles nur für dich!

Ich drückte beide Augen zu.

Die Leute schauen schon.

Gib endlich Ruh.

Und hör gefälligst mit dem Weinen auf.

Sonst fängst du dir noch eine ein.

Was bildest du dir ein?!

Was stellst du dir denn vor?!

Was ist nur mit dir los?!

Was wirfst du uns denn vor!?

Wir haben dir doch nichts getan?!

Was bildest du dir denn nur immer wieder ein?!

Es gab ja nur Scheinheiligkeit. Es gab ja gar nichts anderes.

Was fällt dir ein?!

Jetzt habe ich genug von dir!

Schreihals!

Jetzt bist du still.

Ich will von dir jetzt nichts mehr hören.

Was bildest du dir ein?!

Jetzt kannst du aber was erleben.

Dass alles stehen bleibt. Dass alles schließlich bleibt, so wie es ist, dass sich nichts mehr verändert und verwandelt, dass alles stehen bleibt, verharrt, die Luft anhält und nicht mehr atmen kann. Dass mir kein Schrei mehr auskommt und mich angreift. Deswegen sollte alles still sein und stillstehen und vereisen.

Sonst kannst du aber was erleben.

Was fällt dir ein!

Was fällt dir ein?!

Werd nur nicht frech!

Was bildest du dir ein!?

Ich musste mich verstellen lernen.

Was bildest du dir ein?!

Ich musste mich verstellen.

Was bildest du dir ein?!

Dass es mich nie gegeben hat mit meiner Zärtlichkeit und meinem Hunger. Wünsche nach Liebe und Geborgenheit.

Was bildest du dir ein?

Dass ich mit Toten sprechen muss, sonst komme ich nicht frei, nicht mehr davon, sonst werde ich nicht mehr entkommen.

Halt endlich deinen Mund!

Was fällt dir ein!

Sie haben sich gar nicht verstellt. Die Eltern wollten sich gar nicht verstellen. Ich habe mich verstellt. Ich musste mich verstellen lernen und für tot erklären.

Was fällt dir ein!?

Ich musste mich tot stellen. Ich musste mich verstellen.

Was ist denn los!

Warum sagst du denn nichts?

Was ist nur mit dir los?

Redest du nicht mehr mit uns?

Sie sprachen mich nur schuldig.

Was willst du denn?

Was fällt dir ein?

Was bildest du dir ein?

Sei endlich ruhig.

Sei schuldig, meinten sie.

Was fällt dir ein?!

Mein kurzatmiges Wesen. Ich durfte ohne Schuld und Schuldzuweisungen nicht sein. Ich konnte Schuldzuweisungen gar nicht zurückweisen. Ich fühlte mich nicht nur damit allein. Ich war damit allein gelassen.

Was fällt dir ein!

Bedrängt, befallen, heimgesucht, besetzt, geplagt, von Zweifeln und vom Hunger und von Sorge, und von Gefahren schlicht umwittert.

Was bildest du dir ein?!

Als wäre auch aus mir was besseres geworden. Als hätte ich es endlich auch geschafft, was besseres zu werden und schließlich auch was besseres zu sein.

Was schreist du denn!?

Du hast doch alles, was du brauchst!

Was schaust du mich so an?

Was fällt dir ein?!

Wart nur, gleich kommt der Schwarze Mann!

Was hast du denn?!

Ich hab dir nichts getan.

Jetzt hast du dich erschreckt.

Das kommt davon.

Was bildest du dir ein?!

Es ging um sie. Vor lauter Angst und Wut. Es ging um sie. Doch immer nur um sie.

Was bildest du dir ein?

Was hast du denn!

Da ist doch nichts.

Es drehte sich ja alles nur um sie. Vom ersten Durchdrehen an.

Und keine Widerrede!

Sonst kommt der Schwarze Mann.

Wie sie mich warten ließ.

Was hast du denn?!

Was ist denn los?!

Wie sie mich ablegte. Alleine ließ. Und mich nicht eher abholte, bevor ich nicht still war.

Was bildest du dir ein?!

Was ist denn los?!

Was schreist du denn?!

Sie quälte mich, bis ich durchdrehte. Dann gab sie mir die Schuld und lächelte.

Was hast du denn?!

Ich bin doch da!

Endlich begreife ich die Nüchternheit in ihren Augen. Die Nüchternheit in ihrem Blick und ihren Reden. Endlich begreife ich die Nüchternheit, mit der sie mich behandelt hatten. Mit welcher Nüchternheit sie grausam waren. Mit welcher Nüchternheit sie grausam zu mir sein konnten. Die Nüchternheit in ihrem Ton.

Schau mich gefälligst an!

Was bildest du dir ein!?

Die Nüchternheit, mit der sie mich bestraften und bestrafen hatten können, das hatte mich verrückt gemacht.

Was bildest du dir ein!?

Wie nüchtern sie mich straften und behandelten. Die Nüchternheit in ihren Augen. Die Grausamkeit in ihrem Blick. Empfindungslos für meinen Blick, mein Schreien und mein Weinen.

Ich bin doch da.

Im Kinderkrankenhaus. Allein in einem fremden Haus und einer fremden Nacht.

Was weinst du denn?!

Ich bin doch da!

Was schreist du denn.

Du weckst doch alle auf.

Was bildest du dir ein?!

Ich bin doch schließlich da.

Hör endlich auf zu weinen.

Das hält doch niemand aus.

Was hast du denn?!

Was schreist du denn?!

Was ist nur mit dir los?!

Du weckst ja alle auf!

Hör endlich auf!

Was fällt dir ein?!

Sei jetzt gefälligst still!

Du weckst das ganze Haus auf, wenn du so schreist!

In Wirklichkeit spielte sie keine Rolle.

Gleich kommt der Schwarze Mann!

Was fällt dir ein?!

Sie spielte keine Rolle.

Was schreist du denn?!

Ich bin doch da.

Du musst doch nicht gleich wieder schreien.

Ich bin doch da.

Ich bin doch gar nicht weg gewesen.

Ich war doch nur im andern Zimmer.

Sei endlich still.

Was soll denn das.

Halt endlich deinen Mund.

Sonst kommt der Schwarze Mann.

Dann kannst du aber was erleben.

Sei endlich still.

Sonst werfe ich dich aus dem Fenster.

Ich konnte mich nur mehr verstecken und mich hüten und verstellen.

Was hast du denn?!

Was ist denn mit dir los.

Ich bin doch wieder da.

Na wart, gleich kannst du was erleben!

Wenn ich mich nicht gleich zu ihr hindrehte. Wenn ich mich nicht gleich an sie wandte und sie was fragen hatte wollen, dann fing sie wieder an.

Was bildest du dir ein?!

Wenn ich nicht gleich auf meine Mutter reagierte und auf sie hören wollte, entlud sie ihren Hass. Ihr Hass entlud sich immer dann, wenn ich mich nicht nach ihr verzehrte.

Was ist nur mit dir los?!

Hast du mich nicht vermisst?!

Hast du mich nicht einmal vermisst?!

Was schaust du mich so an?!

Magst du mich vielleicht nicht mehr?!

Was bildest du dir ein?!

Ich konnte mir nicht mehr gefallen. Und später wollte ich niemandem mehr gefallen. Ich konnte einfach niemand mehr gefallen und wusste nicht, warum. Ich konnte niemand mehr gefallen. Ich konnte mir selbst nicht mehr helfen. Wenn ich mit mir alleine war.

Was bildest du dir ein?

Ich konnte mit mir selbst nicht mehr alleine sein, weil ich mich nicht mehr mochte, weil ich mir nicht gefiel. Ich konnte mir nicht mehr gefallen. Mir fiel selbst keine Äußerung mehr ein, mit der ich mir gefallen hätte können.

Was bildest du dir ein?!

Was fällt dir ein?!

Ich mochte mich nicht mehr. Ich mochte mich und meine Äußerungen nicht mehr leiden.

Ja freust du dich denn gar nicht?!

Willst du dich nicht freuen!

Freust du dich denn gar nicht!?

Was bildest du dir ein!

Was fällt dir ein?!

Da hast du dich zu früh gefreut.

Da hast du die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Hast du vollständig den Verstand verloren.

Was bildest du dir ein!

Wer soll denn das bezahlen?

Was bildest du dir ein!

Was schaust du uns so an?!

Was hast du nur erwartet?!

Wie kann man nur so dumm sein!?

Was schaust du so!?

Was schaust du so verschlagen?

Ja, schämst du dich denn gar nicht?

Ich suchte schließlich in mir Fehler. Ich suchte nach dem Grund.

Was bildest du dir ein?!

Ich suchte nach dem Grund der Strafen. Solange suchte ich nach Fehlern.

Ich suchte nach dem Angriff auf mein Selbst, nach einem Grund.

Was bildest du dir ein?!

Für jede unschuldige Träne bin ich von meiner Mutter einst bestraft worden.

Was fällt dir ein?!

Ich fürchtete mich ohne sie.

Das bildest du dir ein!

Ich bin doch da.

Ich bin die ganze Zeit doch da gewesen!

Ich musste ihren Worten glauben. Auch wenn sie log.

Was schreist du denn?

Was fällt dir ein?

Ich bin doch da.

Was führst du dich denn auf?

Sie hatte mich mit meiner Furcht alleingelassen, mich damit immer wieder abgelegt und aufgegeben.

Was bildest du dir ein?

Was fällt dir ein?

Halt endlich deinen Mund.

Sonst kommt der Schwarze Mann.

Dann kannst du aber was erleben.

Was bildest du dir ein?

Wir sind doch da.

Was bildest du dir ein.

Sei endlich ruhig.

Als würden sie mir immer wieder diesen Satz in mein Gehirn und mein Gedärm und meine Seele hämmern: Trenn dich von deinem Schmerz. Trenn dich endlich von deinem Schmerz, oder du wirst bestraft werden, mit einem größeren Schmerz.

Gebranntes Kind.

Sei endlich still, sonst kommt der Schwarze Mann!

Bleib nur schön ruhig.

Dann passiert dir auch nichts.

Was bildest du dir ein?!

Die Phantasie war doch in Wahrheit immer größer und grausamer. Die eigene auch wohlgemerkt. Die eigne Phantasie, mit der ich mir die Eltern eingebildet hatte, mit der ich mir tatsächlich eingebildet hatte, sie könnten noch viel grausamer und viel gemeiner sein, sie könnten mir noch weher tun und mich noch länger leiden lassen. Sie könnten mich am ausgestreckten Arm verhungern, Löwen zum Frass vorwerfen, mich in den Graben fallen oder plumpsen lassen, oder dem Schwarzen Mann ausliefern und mitgeben. Sie könnten mir noch so viel mehr antun, wenn sie wollten.

Was bildest du dir ein?

Ich sollte keinen Platz für mich beanspruchen. Ich sollte keinen Platz für mich im Leben finden. Ich sollte mir gar keinen Platz im Leben wünschen. Und schlimmer noch, ich sollte mir vom Leben selbst gar nichts erhoffen. Ich sollte nichts verlangen.

Da setz dich hin.

Da ist dein Platz.

Was fällt dir ein?

Was bildest du dir ein!

Ich sollte keinen Platz für mich verlangen.

Du übertreibst!

Das glaubst du doch wohl selber nicht.

Was fällt dir ein?

So redest du nicht mit uns.

Nimm dich in acht.

Gib mir jetzt schön die rechte Hand, wenn du mit mir spazieren gehen willst.

Solange du mir deine Rechte gibst, solange bleiben wir zuhause.

Ich sollte mich gar nicht behaupten. Ich sollte nichts verlangen lernen.

Was hast du denn?!

Was fällt dir ein.

Was führst du dich so auf?!

Hör endlich auf zu trenzen.

Die Leute schauen schon.

Ich sollte mich nicht selbst behaupten. Nichts sollte an mir wahr sein und wahr bleiben.

Was bildest du dir ein!

Ich sollte mich nur unterwerfen.

Was bildest du dir ein!?

Ich hab dir nichts getan!

Was bildest du dir ein?!

Der Eltern Grausamkeit sollte nicht grausam sein. Nur in der Phantasie.

Was bildest du dir ein?!

Die Unterwerfung sollte gar nicht grausam sein, nicht mal Erziehung, sondern ein Zeichen reiner Liebe.

Dein Vater tut doch alles nur für dich.

Ich lernte grausam sein mit meiner Phantasie. Ich lernte noch viel grausamer zu sein, als meine Eltern. Ich lernte grausamer in meiner Phantasie zu sein, als meine Mutter und mein Vater.

Ich bildete mir ein, ich müsste grausamer, gemeiner, als sie sein; sonst hätten sie mich nicht bestraft; sonst hätten sie mich doch von Anfang an nicht gleich verflucht samt meiner Schmerzen.

Was bildest du dir ein?!

Wo denkst du hin!?

Was hast du dir dabei gedacht?!

Setz dich gefälligst hin!

Gib endlich Ruhe!

Da ist dein Platz!

Was bildest du dir ein!?

Du kannst doch nicht behaupten, wir hätten nichts für dich getan.

Was bildest du dir ein?!

Wir wollten immer nur dein Bestes.

Endlich begreife ich, dass sie doch nie was anderes für mich als Unterwerfung wollten.

Freu dich nur nicht zu früh!

Wenn ich nicht fromm war und nicht handsam wie ein Schaf, oder dressierter Hund.

Du warst doch so ein braver Junge.

So brav und so gescheit und so bezaubernd.

Jetzt schau dich an!

Was ist nur aus dir geworden!

Na wart!

Endlich begreife ich Gehässigkeit.

Wir haben dir doch nichts getan.

Was bildest du dir ein.

Freust du dich nicht?

Wir wollten dich doch überraschen!

Freust du dich gar nicht?!

Sie haben alle eine Schultüte, nur ich nicht. Sie haben alle eine Schultüte, auch die, die nicht verzaubert sind von diesem großen Tag.

Wenn du nicht gleich ein freundlicheres Gesicht machst, dann kannst du aber was erleben.

Die andern Eltern schauen schon.

Was bildest du dir ein!?

Endlich muss ich mir meinen Hass auf meine Eltern nicht mehr selbst entwerten.

Das darf doch wohl nicht wahr sein.

Ich stand mit leeren Händen da.

Was bildest du dir ein?!

Werd nur nicht frech.

In meiner Phantasie stand ich mit leeren Händen da. Ich fand für mich gar keine andere Stellung.

Schau dich nur an.

Wie du nur wieder aussiehst.

Was redest du denn da?!

Was fällt dir ein!?

Das würde mir im Traum nicht einfallen.

Ich steh mit leeren Händen da und warte ängstlich auf Bestrafung. Endlich begreife ich, ich konnte meine Angst vor meiner Mutter und vor meinem Vater gar nicht bremsen oder abstreifen.

Was schaust du uns so an?!

Wir haben dir doch nichts getan!

Dein Vater meint es doch nur gut!

Was bildest du dir ein?!

Ich stand mit leeren Händen da und schaute in die Luft.

Was schaust du in die Luft?

Schau uns gefälligst an.

Hier spielt die Musik.

Was bildest du dir ein?!

Wie Rattern von Maschinen.

Was bildest du dir ein.

Ich sollte lernen und begreifen, dass meine Angst gar nicht begreifbar sei. Dass Angst gar nicht begreifbar würde.

Siehst du, jetzt geht es dir gleich besser.

Ich sollte meine Angst gar nicht begreifen und ihre Grausamkeit niemals durchschauen.

Was willst du denn von uns.

Wir haben dir doch nichts getan!

Was bildest du dir ein!

Nur ihre Unschuldsmienen.

Was bildest du dir ein?!

Da bleib.

Sei still.

Schau uns gefälligst an.

Denn daher weht der Wind.

Mein Herz sollte nicht auf sie reagieren.

Was bildest du dir ein.

Ich sollte nicht auf mein Gefühl und meine Tränen hören, die in mir nach den Schmerzen immer wieder krochen und mich zur Rettung riefen.

Red nicht so viel!

Streng dich mehr an.

Hoppe, hoppe, Reiter.

Wenn er fällt, dann schreit er.

Fällt er in den Graben,

fressen ihn die Raben.

Fällt er in den Sumpf,

macht der Reiter plumps!

In Wahrheit frisst die bloße Angst niemanden auf. Nur Angst vor ihrer Angst, die hätte mich fast aufgefressen.

Freu dich nur nicht zu früh!

Angst vor der Angst ist doch genauso wenig angeboren wie Sadismus.

Was bildest du dir ein?!

Was hast du denn?!

Was schaust du uns so an?!

Was ist nur mit dir los?!

Wovor ich so erschrocken bin, wovor ich eine solche Angst schließlich gehabt hatte, dass sie tatsächlich kein Gefühl für Zärtlichkeit und Liebe an sich hatten.

Was fällt dir ein!

Siehst du jetzt schon Gespenster!?

Weil ich noch Träume hatte.

Dir treibe ich deine Flausen auch noch aus.

Wie dieser Mensch mir meine Fähigkeit zur Phantasie, zu träumen und zu lieben und mich zu freuen, von Anfang an nicht nur verleidet und missgönnt hatte, sondern mich dafür noch bestraft hatte. Wenn ich nicht sofort still war. Wenn ich, ein kleines Kind, nur laut gedacht hatte oder gelacht oder vor Schmerzen, wie von Sinnen schrie.

Ja freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?!

Gib mir nur schön die Hand.

Werd nur nicht frech!

Was erlaubst du dir.

Was bildest du dir ein.

Was fällt dir ein?!

Wie du nur wieder aussiehst!

Er duldete nicht eine Schwäche an sich.

Was bildest du dir ein?!

Wer jede Schwäche von sich weist, der muss im Grunde alles an sich hassen.

Was bildest du dir ein!?

Ich würde meinem Vater nicht nur etwas schulden, sondern ich hätte ihm was zu verdanken. Ich wäre ihm zu Dank verpflichtet. Ich müsste mich für meinen Zorn doch schämen.

Was fällt dir ein?!

Ich müsste mich für meinen Zorn hauptsächlich schämen. Das würde ich ihm schuldig sein. Ich müsste ihm doch irgendwie entgegenkommen und ihm dankbar sein.

Ich könnte meinem Vater nur entgegenkommen und mit ihm auskommen, wenn ich ihm dankbar sei; wenn ich ihm dankbar wäre, dann würde er mich vielleicht nicht mehr nur bestrafen, sondern vielleicht auch mögen.

Was bildest du dir ein?!

Was hast du denn?!

Was bildest du dir ein?!

Was hast du denn?

Was bildest du dir ein?

Was ist nur mit dir los?

Was schreist du denn?

Was ist denn los?

Dass doch nur ein bestraftes und missbrauchtes Kind auf die Idee verfallen kann, es würde seinen Eltern gegenüber schuldig sein und hätte ihnen deshalb auch zu danken. Als wäre ich ihm Dank schuldig.

Was bildest du dir ein?!

Dein Vater ist ein guter Mensch.

Sonst würde er sich nicht um alles kümmern.

Dein Vater ist ein guter Mann.

Wie kannst du es nur wagen, dich über deinen Vater zu beklagen!?

Wie kannst du es nur wagen?!

Was bildest du dir ein?!

Was fällt dir ein!?

Er musste sich seiner Macht mir gegenüber, einem kleinen Kind gegenüber, bewusst sein und mit jeder Strafe immer mehr bewusst sein und bewusster werden.

Was bildest du dir ein?!

Ich fühlte mich als Kind erbärmlich. Ich fühlte mich in der Gegenwart der Eltern immer nur erbärmlich, und meine Eltern lachten und bezeugten, ihre Verachtung und ihr Unverständnis.

Ich sollte mich nicht mögen lernen. Das sollte ich für meine Eltern tun. Sie konnten mir nur beibringen, mich nicht zu mögen.

Das bildest du dir ein?‘

Sie konnten mir nur beibringen niemand zu mögen.

Was bildest du dir ein?!

Vor was hat dieses Kind nur eine solche Angst?

Vor dem Verlangen meiner Eltern nach Bestrafung. Vor ihrem nie versiegenden Verlangen; ihrem Rachedurst. Vor dem Verlangen nach Bestrafung.

Was bildest du dir ein?!

Verlangen nach der Strafe. Ihr Verlangen, die Liebe eines Kindes zu bestrafen. Die Fähigkeit zur Liebe eines Kindes zu bestrafen und damit immer wieder sich zu rächen für die Zerstörung dieser Fähigkeit, sich selbst als Kind zu mögen und zu lieben, mit seiner Wut und seinen Schmerzen und dem Verlangen nach Geborgenheit und Schutz und Liebe. Es war Verlangen, ihr Verlangen, dass ich mich nicht mehr mochte. Sie verlangten von mir, dass ich mich nicht länger mögen würde. Das Verlangen meiner Eltern, dass ich meine Wut und meinen Zorn und schließlich meinen Hass auf sie verletzte. Dass ich mich selbst dafür verletzen würde, schließlich für mein Verlangen nach Gefühlen.

Was bildest du dir ein?!

Nicht, dass ich mich verletzt fühlte, sondern dass ich mich selbst verletzen würde. Dass ich mich schuldig fühlen würde, wenn ich mich doch nur mochte, wenn ich mich doch nur wehren und mich mögen würde mit meiner Wut. Wenn ich mich mit der Wut, mit dem Verlangen meiner Seele und meines Körpers wehrte, gegen den Schmerz und meine Angreifer, dann haben meine Eltern mich bestraft. So brachten sie mir bei, mich schließlich selbst zu strafen für mein Verlangen nach Gefühlen und der Empfindung meines Schmerzes.

Ich sollte von meinen Eltern, meinen Quälern und Peinigern lernen, mich zu strafen.

Was bildest du dir ein?!

Ich sollte mich nicht mögen, wenn alles in mir schrie gegen die Peiniger, die mir wehtaten und mich für meine Wut bestraften und verletzten.

Was fällt dir ein!?

Sei endlich still.

Gib endlich Ruhe.

Sonst kommt der Schwarze Mann!

Was sie von mir verlangten, was sie tatsächlich von Anfang an von mir verlangt hatten, dass ich mein eigenes Verlangen, mein angeborenes Verlangen nach Liebe einzustellen hatte, sonst würde ich bestraft.

Was bildest du dir ein!?

Sie hatten keinerlei Verlangen nach Gefühlen und nach Freiheit, sondern nur ein Verlangen nach Unterdrückung und Unterwerfung. Das hat mich so verrückt gemacht, weil alles, was sie sagten und was sie meinten, vorbrachten und von mir verlangten, dem widersprochen hat, was in mir vorging, was ich meinte und verlangt gehabt hatte. Endlich begreife ich, wie ich als Kind unter der Forderung, ihrem Verlangen nach Unterwerfung und Gehorsam, litt, wie ich gegen die Beherrschung von Gefühlen schrie und dass ich mich niemals als Kind danach gesehnt hatte, beherrscht zu werden, sondern im Gegenteil.

Was fällt dir ein!?

Sie hatten nur kein Verlangen nicht bestraft.

Was bildest du dir ein?

Nur kein Verlangen wurde nicht von meinen Eltern gleich bestraft.

Was fällt dir ein?!

Wann immer sich dann später Verlangen in mir regte, versuchte ich es nicht zu äußern, versuchte ich es zu übertönen, zu überschreien und so zu überhören. Weil mein Verlangen als Kind immer nur bestraft worden war, von Anfang an, deswegen hatte ich solch eine Angst vor den noch immer in mir lebendigen Gefühlen. Die Geister, die mich riefen, waren in Wahrheit gar nicht böse oder schlecht, sondern die gute Wut und mein gerechter Zorn auf meine ganz realen Quälgeister.

Was bildest du dir ein?

Nicht einmal wurde mein Bedürfnis nach Entladung und Entleerung nicht bestraft, nicht einmal wurde mein Verlangen nach Befreiung von meinen Eltern nicht bestraft. Weil sie im Grunde alles, was ich fühlte oder spürte, belangt hatten.

Was bildest du dir ein!?

Sie haben nur kein Verlangen nicht bestraft.

Was fällt dir ein!?

Ich habe nie was eigenes gemacht, ich habe immer nur an etwas anderes gedacht.

Sei endlich still!

Sie hatten das verlangt, dass ich zuhören sollte. Dass ich gehorchte, das konnten sie von mir verlangen. Dass ich gehorchen sollte, weil ich gehorchen musste. Dagegen konnte ich nichts tun.

Was bildest du dir ein?!

Dieses Verlangen nach Gehorsam, das krieg ich endlich aus mir raus. Mein eigenes Verlangen nach Gehorsam. Mein eigenes Verlangen, dass sich die ganze Welt um mich zu drehen hat, dass alles, was es gibt, sich um mich drehen soll; und nur um mich. Dass sich die ganze Welt nur um mich drehen sollte. Dieses Verlangen, das mir die Eltern eingepflanzt, von klein auf beigebracht hatten, das kommt jetzt endlich aus mir raus. Das hört jetzt endlich auf. Dass ich verlange und verlange, ohne zu wissen, was ich verlangen muss und sollte.

Gehorsam sein, ohne es überhaupt zu wissen. Gehorsam sein zu müssen, ohne mich selbst dabei zu vermissen. Gehorsam sein, ohne das überhaupt zu fühlen, ohne das überhaupt zu spüren, wie schrecklich das gewesen war, gehorsam sein zu müssen.

Was bildest du dir ein.

Ich sollte immer nur gehorsam sein und nach Gehorsam trachten, und nur danach verlangen.

Was bildest du dir ein?!

Dass ich nichts zu verlangen hatte und auch nichts zu verlangen hätte.

Du hast hier nichts zu melden!

Du hast nichts zu verlangen.

Verstehst du mich?!

Du hast hier nicht das Sagen.

Du hörst gefälligst zu.

Und tust, was wir dir sagen.

Verstehst du mich?!

Mir reicht schon, wenn du nickst.

Du musst nichts weiter sagen.

Geh jetzt gefälligst in dein Zimmer.

Verschwind.

Und geh mir aus den Augen!

Dieses Verlangen, nichts dabei zu fühlen, wenn sie mich schimpften und beleidigten und mich erniedrigten und mich entwerteten. Dieses Verlangen meiner Eltern, dass ich nicht fühlen und empfinden sollte, wie ich mich dabei fühlte und was ich dabei alles noch empfand, während sie mich maßregelten, verspotteten und tief verletzt hatten, ein kleines Kind; dieses Verlangen nach Gehorsam, den Eltern gegenüber und ihren Worten, der Glaube an die gute Absicht, hört endlich auf.

Dieses Verlangen nach Feindseligkeit, gegen das Schwache und das Schwächliche, gegen alles Schwache und Verletzliche, mit dem Verlangen zu bestrafen, wer eine Schwäche äußern wird, wer sich als Schwächling äußern würde. Wer eine Schwäche zeigt, der würde gleich bestraft, durch Schimpfen und Beleidigen, der würde gleich beschämt, beschuldigt und entwertet werden.

Ich sollte meine Eltern nicht durchschauen.

Was bildest du dir ein?!

Ich sollte nicht dahinter kommen, dass ihre blinde Wut, ihr blindwütiges Toben und Gebaren gar nichts mit mir zutun hatte. Dass ihre blinde Wut mit mir nie was zutun gehabt hatte. Dass sie sich vormachten, mein Schreien und mein Weinen und meine Qual hätte mit ihnen nichts zu tun. Ich sollte nicht dahinter kommen, nicht entdecken, dass ich gar nicht der Grund für ihr Verlangen war, mich zu beschimpfen und zu beschuldigen, zu schlagen und zu entwerten. Ich sollte meine Eltern nicht durchschauen, dass sie mir nur die Schuld für ihr Verhalten und Gebaren gaben, dass ich in Wahrheit gar nicht schuldig war.

Was bildest du dir ein?!

Ich sollte nicht dahinter kommen und nicht dahinter steigen, dass ihnen doch der Glaube an sich selbst vollkommen abging und gefehlt hatte, sonst hätten sie mich nicht bestraft und meine Tränen und mein Weinen nicht dermaßen angeschrien. Wer an sich glauben kann und das auch fühlt, kann ein verletztes Kind gar nicht bestrafen. Der hat gar kein Verlangen danach, dass ein verletztes Kind sich schuldig fühlen muss, im Grunde gleich verschwinden und sich in Luft auflösen.

Wer hat denn Angst vor dem verletzten Kind?! Wie vor dem Schwarzen Mann?

Nur wer sich selbst von Anfang an vor den Gefühlen fürchten musste.

Was bildest du dir ein?!

Ich sollte mich für mein Gefühl für meine Eltern fürchten. Ich sollte mich vor dem verletzten Kind, das ich gewesen war, seinen Gefühlen fürchten und für sie schämen.

Was fällt dir ein!?

Werd nur nicht frech.

Gleich kannst du was erleben!

Was bildest du dir ein?!

Wenn ich nicht gleich parierte. Wenn ich mich nicht benehmen will, als hätte ich noch niemals Angst gehabt und Wut und Zorn. Als würde ich die Schwäche an mir selbst mit keinem Laut und keinem Ton erwähnen dürfen. Niemals erwähnen, was ich empfand, was ich empfunden habe, während die Eltern auf mich eingeschrien hatten.

Was fällt dir ein!?

Sei endlich still!

Endlich begreife ich, dass ihr Verlangen immer nur zerstörte. Dass das Verlangen meiner Eltern ausschließlich destruktiv, zerstörerisch, und ihrem Hass gedient hatte, von dem sie selbst nichts wussten, selbst nichts zu wissen schienen.

Was bildest du dir ein?

Endlich begreife ich, dass mein Verlangen unabhängig von den Eltern war. Dass mein Verlangen von den Eltern unabhängig funktionierte. Dass kein Verlangen angebunden und verbunden mit der Mutter und dem Vater war. Dass mein Verlangen, mein Verlangen war. Was mein Verlangen war. Dass sie mich doch in Ruhe lassen sollten. Was mein Verlangen ward. Dass mein Verlangen unabhängig existierte, nach Liebe und Geborgenheit. Dass ein Verlangen unabhängig von den Eltern existierte. Dass kein Verlangen ohne ein Gefühl auskommen kann. Dass kein Gefühl ohne Verlangen existieren kann.

Auch wenn sie stets beteuerten, sie würden mir nicht wehtun und mir gar nicht schaden wollen und nie böse sein und es nie böse meinen. Doch ihr Verlangen war doch da. Es war doch da gewesen. Ich sah es doch. Ich spürte es. Denn ohne ihr Verlangen nach Bestrafung, Rache und Heimtücke, hätte ich nicht geschrien wie am Spieß. Dann hätte ich nicht so geweint. Ich hätte nicht geschrien ohne mein eigenes Verlangen, dass ihre Quälerei, Bösartigkeit, ein Ende haben sollte. Ich hätte nicht geschrien ohne die Liebe in der Not. Ohne die eigene Liebe für mich selbst. Ich hätte nicht so schreien können ohne ein Verlangen. Ich hätte nicht so schreien können, ohne mein Verlangen nach Liebe in der Not. Ich hätte nicht so schreien können, wenn jemand da gewesen wäre mit Gefühl und mit der Fähigkeit zur Gleichheit und zur Liebe. Ich hätte nicht so schreien können, wenn etwas in mir nicht gewusst hätte, dass es nicht nur die Eltern gibt und niemand sonst. Ich hätte nicht so schreien können, wenn mein Verlangen nicht genau gewusst hätte, dass es mich gibt. Dass es mich Kind doch gibt, auch wenn mir meine Eltern jede Hilfe in der Not verweigert und versagt hatten.

Ein einziges Verlangen, dass es mich gibt und geben soll und geben kann, vollkommen unabhängig von den Eltern und ihren Sagen. Da mein Gefühl und mein Gefühlsleben doch unabhängig von den Eltern ist. Weil niemand mehr, nicht einmal mehr die toten Eltern, mich dazu zwingen können, ihnen zu glauben und zu vergeben.

Mich unabhängig fühlen, ein einziges Verlangen. Mich endlich unabhängig fühlen können.

Endlich bin ich sie los, endlich bin ich selbst elternlos für mich geworden.

Was ich endlich aufgeben kann das ist mein kindliches Verlangen nach Liebe und Geborgenheit und Zärtlichkeit. Was meine Eltern mir nicht geben konnten, das muss ich mir nicht länger holen wollen.

Was bildest du dir ein?!

Was fällt dir ein?!

Dass ich, mein Körper, nicht sofort und augenblicklich Angst bekomme, wenn ich mich unsicher, verletzlich und alleine fühle, allein gelassen von der Welt. Dass meine Eltern mich nicht mehr bestrafen kommen können, das habe ich endlich begriffen. Dass mich die Welt nicht mehr bestraft. Nicht mehr bestrafen kommt, wenn ich um Hilfe in mir rufe, schreie, flüstere oder nur daran denke, dass jemand mich befreien, mich holen und in Sicherheit bringen sollte. Dass jemand mir in meiner Not doch endlich helfen soll. Endlich begreife ich, dass ich für diesen Wunsch und mein Verlangen, ihn zu äußern, nicht mehr bestraft werde. Dass meine Eltern nicht mehr kommen, um mich nur wieder zu bestrafen für mein Verlangen, meinen Wunsch, in Not nicht ganz allein zu sein.

Was fällt dir überhaupt ein!?

Ich konnte mich als Kind gar nicht befreien. Ich konnte mich als kleines Kind noch nicht mal behaupten. Ich sollte mich mit meinen Tränen gar nicht meinen. Ich sollte nicht mal ein Verlangen nach meinen Tränen und meinem Leid bekunden. Ich sollte nicht nach der Empfindung von Gefühlen rufen. Ich sollte nichts verlangen lernen. Ich sollte nicht nach einer Lösung meiner Schmerzen suchen.

Was bildest du dir ein?!

Ich sollte nicht nach einem Auslöser für meine Schmerzen suchen, nicht nach dem Grund. Ich sollte nicht nach Hilfe für mich rufen. Ich sollte nicht nach Hilfe suchen.

Dass in mir schließlich kein Verlangen mehr danach bestünde und dass gar kein Verlangen mehr bestehen bleibt, um meine Wut und Zorn und Hass endlich selbst auszuleben, gegen diejenigen, die doch nur wollten, dass ich ohnmächtig bin und auch ohnmächtig bleiben würde.

Was bildest du dir ein?

Was fällt dir ein.

Schau dich nur an, wie du nur wieder aussiehst.

Sie wollten mich nur ohnmächtig.