Texte von Hugo Rupp

Das verletzte Kind

 

Du machst mir meine

Augen immer wieder nass,

dass niemand

meine roten Augen sehen,

dass niemand mich erkennen

kann.

Du bist der Grund,

warum ich der Gewalt,

den Schlägen und

Erniedrigungen,

so wehrlos gegenüber bin.

Ich habe keinen Mut.

Ich hebe nicht

die Hand,

um mich zu wehren.

Ich komme nicht

auf die Idee.

Ich ducke mich

nur ein klein wenig,

dann halte ich

mich still

und wieder Kopf

und Wange hin,

um mich

und dich

nicht zu blamieren.

Du machst mir

meinen Zorn so

schlecht,

dass ich

mich davor fürchte,

dass meine Wut

bedrohlich wirkt

und selbstzerstörend.

Was du

wie nichts sonst

scheust und auch

bei keinem anderen

ertragen kannst,

sind Kindertränen.

Nie gibt es

bei dir

für

meine

Tränen

Liebe.

Ich muss,

was mir

weh tut,

vor dir

verstecken

und

verbergen.

Und muss

dich dafür

lieben.

Als müssten Trauben

sauer sein

und Schokolade immer

etwas bitter.

Zorn wird

vor allem

ohne Liebe groß.

Du hast mich so

verwirrt

mit deinem Zorn

auf meine Tränen hin,

dass ich dann später

meinte,

dass Liebe selbst

auch eine Strafe sei.

Als könnte jemand

unter Liebe leiden!

Als wäre Freude eine Strafe.

Das glaubte ich,

nachdem du mir

die Freude nahmst.

So lernte ich

mich zu bestrafen.

Es gab bei dir

kein fühlen ohne Strafen.

Mein später Zorn

sagt das

ganz deutlich.

Wenn du nicht still

bist, werde ich

weg gehen!

Wenn du nicht

gleich aufhörst,

mich anzuschreien,

dann wirst du

mich nie

wiedersehen.

Das schwöre

ich dir

hoch und heilig.

Die Tränen wurden mir

von dir

mit Grausamkeit belohnt.

Verzweiflung auch

mit Grausamkeit

belohnt.

Du gibst mir

Hoffnungslosigkeit

mit

deiner Drohgebärde.

Ich weiß erst heute

ganz genau,

dass ich nicht

sterben werde,

wenn du weg gehst,

auch wenn du

gehst

für immer.

Dass ich dann

nicht

verschwinden

werde,

dass ich mich

nicht in Luft

auflöse.

Dass mein Gefühl,

dass meine Wut,

Empörung,

Zorn,

und was auch immer,

mich nicht umbringen werden.

Sei still

sonst kommt

der Schwarze Mann!

Wenn du

noch länger

böse bist.

Ich konnte

dich nicht

dazu bringen,

mich nicht

für mein Gefühl

zu strafen,

mich nicht

andauernd zu verraten.

Was fällt dir ein!

Wage es nicht,

mit mir

so zu reden.

Was fällt dir ein!

Hör mir

jetzt zu!

Und hör

gefälligst auf

zu widersprechen.

Es machte

keinen Sinn

dich zu befragen,

geschweige denn

bei dir um

Liebe nachzufragen.

Es machte

keinen Sinn

dich überhaupt

zu lieben.

Solange du

den Zorn

nicht fühlst,

bist du,

wie sie

dich lieber

haben wollten,

mehr tot, als

nur lebendig.