Texte von Hugo Rupp

Das offene Grab, das Tabu Kindkeit

 

Das offene Grab

Meine Großmutter war kein angenehmer Mensch. Düster, böse und auch herrisch. Meine Großmutter war die einzige, die mich am Kopf kraulte als ich noch klein war und die meiner Mutter sagte, dass sie mich dort kraulen sollte, wo ich es am liebsten hätte. Meine Großmutter blieb die Einzige, die mir über meinen Hinterkopf strich und mich zärtlich dort anfasste. Meine Mutter lachte über diesen Hinweis meiner Großmutter.

Dass mein Arm seit 2 Wochen, seit dem 32. Todestag meiner Großmutter wehtut, hat mich heute Nacht schlagartig darauf hingewiesen, dass es keinen Grund gibt, warum schöne Erinnerungen sich verstecken sollten. Meine Großmutter war der Lichtblick in der Dunkelheit, war die Illusion die ich noch immer hielt für mich, nach so langer Zeit. Ich erhielt mir die Lüge, dass meine Großmutter ein bestimmender, alles bestimmender guter Mensch meiner Kindheit gewesen sei. Mein rechter schmerzender Arm, zeigt mir wieder, dass ich mich hier irre. Meine Oma wurde krank als ich 9 Jahre alt war. Sie klagte darüber, dass ihr der Arm weh täte. Diesen Schmerz gestattete sie ihrer Umwelt zu bemerken, was fast unvermeidbar war, weil sie Rechtshänderin gewesen ist und schließlich bei jeder Berührung ihres Armes vor Schmerz schrie und zusammenzuckte und weil ihr die Arbeit mit dem rechten Arm irgendwann auch wegen der Schmerzen nicht mehr möglich war. Sie klagte nicht, sie zuckte nur, und hielt sich auch die Tränen hier zurück und drehte sich auch weg, damit niemand die Tränen ihres Schmerzes sehen konnte. Ihr Verhalten war dem meiner Mutter sehr ähnlich. Meine Oma kam ins Krankenhaus, wo bei einer Untersuchung festgestellt wurde, dass sie Krebs hatte und ihr Arm gebrochen war, schon seit Wochen. Ihre Schmerzen müssen furchtbar gewesen sein, aber sie hatte sie sich nicht gezeigt und auch anderen nicht gestattet, ihr bei ihrem Schmerz zu helfen. Meine Großmutter kam ins Krankenhaus und starb 7 Wochen später. Ich habe sie dort nie besucht. Ich wollte dort nicht hin, ich wollte nicht schon wieder das Krankenhaus besuchen. Meine Eltern drängten mich und sagten mir immer wieder, dass ich meine Großmutter, die so viel für mich getan hätte, mich gestreichelt hätte, wenn ich nachts nicht schlafen hätte können, die mir gekocht hätte und mir über den Kopf gestrichen, so wie ich es gern hatte, doch wenigstens ein einziges mal besuchen sollte. Ich tat das nicht, ich weigerte mich, ich wollte keinen Fuß in dieses Zimmer setzen, indem nach den Berichten meines Vaters, meine Großmutter unter schweren Schmerzmitteln dahindämmerte und ihre Besucher fast nicht mehr erkannte. Sie würde immer wieder nach mir fragen, sagte mein Vater vor allem, und meine Mutter schwieg dazu. Mein Vater war in diesem Krankenhaus ein halbes Jahr vorher gewesen und nach einem Blinddarmdurchbruch operiert worden. Er wäre beinahe gestorben, und ich hasste die Vorstellung auch deswegen, dieses Krankenhaus schon wieder besuchen zu müssen. Aber der Grund, warum ich meine Großmutter nicht besuchen wollte, ist ein anderer. Sie haben mir die Undankbarkeit, wie sie mir bedeuteten, alle die mir nahe waren damals, meine Eltern, meine Tante und ihr Mann, die Tochter meiner Großmutter ganz besonders, damals nicht verziehen und auch später nicht. Ich war für alle diese Menschen ein undankbarer und schlechter Junge, der seine Großmutter allein sterben lässt, obwohl sie ihn so sehnsüchtig noch ein allerletztes Mal zu sehen wünscht. Das teilten sie mir mit Blicken und auch fast unverhohlen, unverstellt mit Worten mit. Sie drängten mich, doch wenigstens ein einziges Mal noch meine Oma zu besuchen. Sie fragten mich alle immer wieder, ob ich doch nicht doch noch ein letztes Mal, wenigstens ein Mal und nur für kurz zu meiner kranken Oma gehen wolle, was ich aber niemals tat. Dann verstarb meine Großmutter. Mein Vater sagte das, nachdem ich von der Schule nach Hause gekommen war, mit Vorwurf in seinem Blick zu mir, um sich sogleich an meine Mutter besänftigend zu wenden, der er riet, die tote Oma nicht mehr anzuschauen, weil sie in den letzten Tagen schrecklich abgemagert sei und ihr Kopf so klein, dass man sie nur schwerlich wieder erkennen würde. Mein Vater redete wie von einem Holzstück, das sich verkleinert hätte. So hörte es sich für mich an. Von Mitgefühl war keine Spur. Und mich erschreckten sie mit ihrer Todesnachricht, die mich traf, mit aller Wucht, dass ich die Großmutter jetzt tatsächlich nicht mehr besuchen würde können, dass sie jetzt tot sei und meine Schuld jetzt ewig währen würde, und scheinbar tatsächlich über ihren 32. Todestag hinaus.

Wenn ich meine Träume habe und mein Blick in eine Richtung geht, wenn ich von der Straße meiner Kindheit träume, fällt mein Blick fast immer diese Straße runter in die Richtung, wo das Haus meiner Großmutter stand. Einer meiner schönsten Träume, der mir den verstummten Jungen zeigte, der auch keine Wut mehr empfindet und nur dasteht, auf einer Rampe und in die Tiefe schaut und dann von einem anderen am Arm gepackt wird, wütend und zupackend, der ihm seine Wut dann zeigt, dass er Mut doch haben soll, und jetzt seine Wut auch zeigen dürfe, zeigte mir doch eigentlich die Richtung meiner Wut. Der Blick der von der Rampe geht, zeigt direkt auf das Haus der Großmutter. Dort unten in der größten Dunkelheit stand ihr Haus, das von ihrer Tochter, vor mehr als 20 Jahren wirklich abgerissen worden ist. Mein Blick in meinen Träumen geht in diese Richtung und doch sehe ich niemals das Haus, indem ich oft gewesen bin und wie es ist, doch niemals wirklich gern. Ich sah mich auch im Hause meiner Oma neben meinem Vater stehen, mit einem Hut bekleidet und durch ein großes Schaufenster nach draußen sehen, dem Treiben eines Faschingszuges zu. Mich selbst zur Trauer stets ermahnend, so wie es sich gebührt, für einen Enkel und den Sohn der Schwester seiner Mutter. Meine Großmutter war nicht die richtige Mutter meines Vaters, eigentlich seine Tante, aber da mein Vater seine Mutter hasste und ihre Schwester lieber hatte, sagte ich auch immer Großmutter und Oma zu ihr. Ich stand also im Traum neben meinem Vater im Hutladen meiner Großmutter, wo meine Mutter eine Lehre gemacht hatte und so meinen Vater kennen gelernt hatte und schaute mit ihm stumm und schweigsam dem Faschingstreiben zu, wo sich die Leute freuten und tanzten, und schwieg in fester, kalter Trauer neben meinem Vater. Festgefroren in der Schuld und mit meinem Vater scheinbar einig, dass man sich im Angesicht des Todes seiner Großmutter nicht mehr freuen solle und auch nicht mehr freuen dürfe, dass die Freude jetzt und endgültig verboten sei. Die Schuld meiner Undankbarkeit verbietet jede Freude.

Was verhindert angenehme Erinnerungen? Nichts. Ich fühle keine neben meiner Oma, wenn ich dies hier schreibe. Da ist mein Arm, der mir zeigen will, was es bedeutet, die Schuld zu haben, beschuldigt worden zu sein, den Tod zu kennen, die Undankbarkeit zu fühlen und auf Nimmerwiedersehen und auf ewig offenbar die Freude verstecken zu müssen.

Meine Oma hat mich doch verraten, sage ich. Denn bei einem Spiel, das ich mit zwei Freunden am Fluss spielte, warf ich meinen Sandalen ins Wasser und ließ ihn treiben, dann trieb er vom Ufer weg und ich musste hineinspringen um den Sandalen wieder zurückzuholen. Was ich tat. Ich trieb jedoch auch ob und klammerte mich gerade noch an den Ast einer Weide, die am Ufer steht, mit Ästen in den Fluss. Das war meine Rettung. Ich zog mich ans Ufer, meine beiden Freunde waren in der Zwischenzeit abgehauen, wie üblich bei Gefahr, wenn das Spielen plötzlich ernst wurde. Ich ging zu meiner Oma, patschnass, mit nassen Kleidern um dort vielleicht, ja was erhoffte ich mir eigentlich? Dass mich meine Oma schützen würde vor den Schlägen meines Vaters, dass ich in den Inn gesprungen war. Ich musste nur verschweigen warum, denn dann würde er erfahren, dass ich leichtfertig mit dem Verlust eines Sandalen gespielt hatte, den mein Vater von seinem Geld für mich bezahlt hatte. Ich hatte Angst vor diesem Mann, der mich für nichts schon schlug. Deshalb versuchte ich mich rauszureden. Ich ging zu meiner Oma, und erzählte ihr, dass ich vor lauter Schauen und tölpelhaft nur in den Fluss gefallen sei, weil ich gestolpert wäre über eine Wurzel und dann, wie es der Zufall will, dann in den Fluss gefallen sei. Meine Oma sah sofort, dass ich in den Inn gefallen war. Woher sollte ich denn sonst so nass sein und der Inn fließt um die Stadt. Was meine Oma aber als erstes sagte, dass sie das meinem Vater sagen müsste, erschreckte mich so sehr, dass ich sie nicht mehr anschauen konnte, während sie mich meine Kleider ausziehen ließ. Sie redete davon, dass mein Vater ein Recht darauf hätte, zu wissen was sein Sohn machte, besonders wenn er in den Inn gefallen sei. Schließlich würden sich meinen Eltern doch Gedanken um mich machen und ganz besonders, wenn ich mich irgendwelchen Gefahren leichtfertig aussetzen würde. Meine Großmutter redete und sah mich dabei unentwegt an, während ich den Blick in ihre Richtung besonders auf ihr Gesicht hin streng vermied. Ich konnte nicht in diese Richtung schauen, wie ich in all meinen Träumen nicht mehr ihr Haus sah, weil ich das nicht mehr sehen wollte, weil ich sie nicht mehr sehen wollte, wie sie mich verraten hat und auch verraten wollte, und mich auch an meine Eltern dann verraten hat. Weil ich sie nicht mehr anschauen wollte in diesem Moment, in dem ich meine nassen Kleider auszog, nachdem ich doch eigentlich wegen eines beschissenen Sandalen in den Fluss gesprungen war und dort beinahe ertrunken wäre und meine Freunde mich auch noch im Stich gelassen hatten und davon gelaufen waren, dass ich das dann in mir spürte, dass auch Oma mich verraten hat, jetzt, gerade jetzt, verrät sie meinem Vater was passiert ist. Sie geleitet mich sogar nach Hause, um es meiner Mutter zu berichten. Mein Vater lachte nur, wie kann der Junge nur so blöd sein um in den Inn zu fallen. Nicht einmal geradeaus gehen könne ich, schimpfte mich mein Vater. Dass ich blöd sei, daran hatte ich mich schon gewöhnt, dass er mich nicht schlug, war eine Überraschung. Ich mochte meine Oma nicht mehr sehen, als sie im Sterben lag und auch nachdem ich in den Inn gesprungen war und sie mich eben nicht vor meinem Vater irgendwie beschützen und schützen wollte, wollte ich nicht mehr zu ihr. Ich habe aufgehört sie zu besuchen, was meine Eltern nicht verstanden haben und als Undank und als neue Sitten, dass man seine Oma, die so viel für einen getan habe, plötzlich nicht mehr besuchen brauchte, hingestellt wurde. Ich verzieh ihr nicht und ich hasste sie dafür, dass sie mich verraten hatte. Meine Großmutter hat mich an den Vater ausgeliefert. Einerlei, dass er mich nicht geschlagen hat. Meine Großmutter war für mich nicht da gewesen. Sie teilte weder meine Angst, noch meine Furcht, noch meine Not und hatte keinerlei Verständnis. Sie sah nicht und sie fühlte nichts von jener Angst, die ich vor meinen Eltern hatte, und sie fühlte nichts von meiner Einsamkeit.

Ich sehe das Haus meiner Großmutter in keinem Traum. Ich habe ihr das nie verziehen, dass sie mir damals nicht geholfen hat. Ich vergebe ihr auch heute nicht, wie ich ihr noch nie vergeben habe. Was mein Arm mir aber sagen will ist, dass ich endlich fühlen kann, wie viel Wut ich noch nach 32 Jahren auf die Frau, auf meine Großmutter habe, die mich verraten hat.

Nun sieh doch endlich hin, was sie getan hat, sagt der Junge in meinem Traum, der mich am Oberarm festhält und wütend schaut. Schau doch hin und fühle endlich deine Wut, dass sie dich verraten hat.

Schuld empfand ich gegenüber meiner Oma, Schuld und noch mal Schuld, jene Form von Undankbarkeit, welche meine Eltern und alle die mir nahe standen, in mich fütterten. Sie trauerten scheinbar um die Frau die meine Großmutter war, und warfen mir vor, ein undankbarer Junge zu sein. Ich war in ihren Augen ein Verbrecher an der Liebe meiner Großmutter. Ich verdiente ihre Liebe nicht. Ich war jener Einzige, für den sie sich aufopferte, und an dessen Bett sie wachte, als ich noch sehr klein war und mir über den Kopf gestrichen hatte. Ich fühlte niemals wirklich Schuld. Ich war beschämt. Sie schämten sich für mich, das sagte meine Mutter, dass ich auch nicht zum Begräbnis gehen brauchte, wenn ich schon nicht einmal ins Krankenhaus gegangen sei und das auch nicht meiner Oma zuliebe getan hätte, dann brauchte ich auch nicht zum Begräbnis gehen. Ja. Sie fütterten mich mit Undank und mit Schuld. Ich sah in meinen Eltern keine Trauer. Niemand weinte für die Oma. Alte Frau war doch alles was ich damals hörte. Alte Frau, ist nur gut, dass sie nicht mehr länger leiden hatte müssen. Gut, dass es so schnell gegangen sei. Keine Ahnung, wie die Eltern trauerten, wo sie ihre Trauer zeigten. Ich jedoch war voller Zorn, den ich niemand zeigen durfte. Auf die Eltern und die Oma, die jetzt doch gestorben war. Voller Zorn und doch auch Trauer, dass ich wütend war, dass ich so sehr wütend war, dass ich sie nicht sehen wollte. Niemand hat mir meine Wut bestätigt, niemand hat auch meinen Zorn gesehen. Die Wut des Jungen, der doch nur die Oma hatte, die ihm über seinen Kopf gestrichen hat, wenn er da lag, und sich nicht mehr traute seine Augen auch zu schließen, um zu träumen um zu schlafen, weil mir Mutter irgendwann einen Schwarzen Mann beschrieben hatte, der dann käme, wenn ich nicht gleich schlafen würde. Meine Rettung vor der Angst, vor dem Schwarzen Mann, war die Oma auch gewesen. Wenigstens ein paar Mal.

Was mein Arm mir sagen will, ohne mich zu strafen ist, dass die Wut des Kindes doch begründet ist, dass der Hass in diese Richtung, wo das Haus meiner Großmutter stand, richtig ist und dass meine Wut auf sie, die Oma, die ich hatte, auch berechtigt war. Dass die Wut des kleinen Kindes alles war, was das Kind noch hatte. War denn irgendwer auf meiner Seite? Ist da jemand der mich hört, der mir nicht verzeihen hilft? Ist da jemand ohne Schmerzen? Der auch endlich mal sein Kind inmitten seiner Wut versteht? Ist da jemand, der auch meine Wut begreift, Wut die nicht vergeben kann? Ist dort jemand, der auch seinen Arm ergreift, um sich selbst zu trösten und dann meine Wut bestätigt?

Das Feindseligste in mir

ist

jenes Wesen das mich

schlägt um zu versöhnen

und jene Frau die zu mir

sagt, ich soll IHM doch

verzeihen.

Der Feind in meinem Wesen

ist der Schmerz

der zu

mir steht und ständig

rät mich zu verbiegen

zu allen anderen

endlich hin.

Der Feind der zu mir spricht

begütigend und voller Ruhe

der leise spricht zu mir

und in der Nacht auch

kommt und schützend

scheint mit seinem Lächeln.

Der Feind in meiner Wesenheit

trägt niemals schwarz

und redet stets besänftigend

geht auf mich ein

der hört mir zu und

lauscht auch meinen

Träumen.

Der Feind in meinem Wesen

der hört sich selbst beim Reden zu.

Der spricht von vielen Leiden,

von Sorge und Gewähr,

von einem Krieg der einmal ist

gewesen, von Hungersnot

und Allerlei, der redet

sich in seine Haltung

fest und lächelt stets.

Das Schrecklichste in meinem

Wesen, ist jener Schmerz

der mich ergreift um

mich mit allem zu versöhnen.

Der schrecklichste von allen Schmerzen

den ich kenne trägt zum Gesicht

die Blindenbinde,

der punktet seinen Arm und

lächelt wenn ich falle,

der lacht, auch wenn

ein Anderer noch fällt, der lacht

auch im Gewitter

wenn Blitze seine Seele martern,

und er die Eltern sieht,

wie sie mir immer waren,

der hetzt mich gegen

meine eigene Pein,

um dieser Pein auch zu

vergeben.

Der ärgste Feind des

Feindes meiner Eltern,

der spricht

in mir stets von

Vergebung, der will den

Schmerz verhöhnen.

Der will mich mit dem

Schmerz aussöhnen.

Der ärgste Feind ist meine

Mutter, die mich zum

Lächeln zwingt.

Nun lach doch endlich

wieder, wenn auch die Welt

abstirbt und alles in die Brüche

geht, so lach doch wenigstens.

Der ärgste Feind in mir,

trägt jenes Lächeln auch

zur Schau und lächelt

immer wieder.

Der lacht die Anderen dann aus,

die nicht mehr lachen

können.

Der ärgste Feind in meiner

Art von Wesen trägt

Hosen wie mein Vater

und stiehlt sich mitten

in der Nacht hinweg

und geht dann auf

die Jagd. Der lässt

sich vollends gehen.

Verliert den letzten Halt.

Der ist in meinen Träumen

den Zügen hinterher,

vergisst die letzten Flüge.

Der gibt sich auf und

will nie mehr

zurück, zu sich und

Seinesgleichen .

Der schlimmste Feind in

mir, ermahnt den Vater,

der sehnt sich nach

dem Peiniger, doch

ihn zu schlagen, wenn

er einsam ist und ohne

Hoffnung, der regt sich

dann und will den Krieg

der ärgste

Feind des Feindes

meines Vaters

der will jetzt

weiterkämpfen, der

kämpft jetzt um die Liebe,

wer ihn nicht liebt,

sagt dieser Mann, der

kann mir nicht vergeben.

Krieg oder Frieden

brüllt dieser Feind, der

größte meines Feindes meines

Bruders Hüter

der brüllt ihn an,

und will ihn eher

töten, bevor er nicht Verzeihung fleht.

Du sollst doch nur

verzeihen jetzt, dem

Vater für die Schläge,

sagt Mutter zwischendurch

in mir und meinem Wesen.

Du musst dich nicht

verbiegen oder

gebrochen fühlen

du musst doch

nur vergeben.

Der Feind des Vaters

meines Feindes,

der bin ich

immer selbst,

ich war der Feind

von Anfang an.

Sie nährte mich mit

Widerstand und

Abneigung, sie gab

mir keine Milch

mit

friedlichem Gesicht.

Ich lernte ihre Nahrung

kennen, die Feinde

im Gesicht.

Der ärgste Feind in meinem Wesen

das ist mein Vater

der mich Frieden schließen

lehrt

mit seinen Augen

Waffen

verflucht er jeden Schmerz,

der lässt mich Frieden

schließen entgegen seiner

Hand, die mich ergreift

am Arm fest packt

zudrückt und auf die

Knie zwingt. Der ärgste Feind

in meinem Wesen ist jener Mut

den sie mir nahmen;

Sie nahmen mir die Wut,

sie schlugen sie in Stücke,

sie herzten und sie

erwärmten sich mit ihr.

Sie lachten und sie lächelten,

sie lachten über meine Wut.

Der ärgste Feind in meiner

Wut das ist der Feind des

Feindes meiner Mutter

der wütet stets vergebens,

der lässt die Mutter

selber aus, der lacht sich

aus, dank seiner Wut,

lach ich mich aus,

und lache nie mehr wieder.

Der ärgste Feind des Kindes

meines Vaters der

ruft dem Kind Vergebung zu,

wenn es die Sachen will,

die es sich wünscht,

dann braucht es nur Vergeben.

Und sage nur ein Wort, sagt

Vater abseits stehend und

lacht aus vollem Hals,

dann wirst du Weihnachten

verstehen, als Fest der Freude.

Geschenke gibt es nur, wenn

du verzeihst, dann

kannst du dich auch weiterhin

erfreuen,

sagt Vater dann.

Dann kannst du dich auch

wieder etwas freuen,

dass du Geschenke kriegst.

Sie ködern meine Seele,

sie riefen Frieden in mein Herz,

damit ich stets verzeihe,

gibt es Erlösung jetzt

für mich und meine Schmerzen.

Der Vater stellt sich hin,

die Mutter weint dazu,

der Vater schwört jetzt

hoch und heilig dass alle

Welt nur Frieden will,

das gab es auch schon

früher.

Das Kind ist stumm

ergriffen, und sieht den

Hoffnungsschimmer der seinem

Wesen auch entspricht,

solange es die Schmerzen hasst,

die seine Eltern ihm verabreichen.

Du sollst nicht immer

deinem Vater weh tun,

du sollst auch ihn verstehen.

Das Kind gibt endlich zu, dass

es den Vater ehren wird und

seine Mutter.

Es sieht sie an und nichts

erscheint den Eltern glücklicher.

Ein Kind das endlich

doch verzeihen kann

das endlich doch

verziehen hat.

Die Eltern freuen sich,

das ist die Freude

die meine Eltern

wärmt, ein Kind,

das ich gewesen bin

verzeihen lehren.

Der Feind in meinem eignen Wesen

der trägt sein Grab

zu Grabe und spricht die

Totenworte,

der bittet um Verzeihung jetzt

zur Stunde seines Todes.

Der ärgste Feind des Feindes

meines Vaters spricht

entgegen allen Träumen,

dass er mich liebt

und mutig war und

mutig ist gewesen.

Er trägt mein Grab zu Grabe

und hütet meinen Schrein,

den Vater, der Verzeihung

predigt und niemals selbst

verziehen hat.

Das ist der ärgste Feind des

Feindes meines Vaters,

das ist die Mutter

die begütigt,

die aussöhnt

alles und auch jeden

die alles doch versteht

mit Engelsaugen.

Der ärgste Feind des Wesens

meiner Eltern, der bin ich

selbst,

der sich verzeihen

soll, was es nicht

gibt, was ich nicht

will, der Zwang

sich selbst

noch zu verzeihen, für etwas

das ich, das Kind

doch nie begangen habe

und das es auch nicht

gibt.

Verzeihen sollst du deinem

Wesen, nach dem du

dir verziehen hast, sollst

du an Gräbern stehen

kannst ihre Liebe jetzt verdient

entgegen nehmen.

Das kalte Grab, voll kalter

Menschen

ist ihr Geschenk

für dein Verzeihung

geben.

Dass du dir selbst vergeben

musst, das ist die teuflischste

von ihren falschen Lehren.

Es gibt nichts

was ein Kind verzeihen

könnte

sich selbst nicht und

auch keinem Anderen.

Das Tabu Kindheit

Du sollst die Hand nicht beißen, die dich füttert.

Das Kind darf nicht wütend sein gegen die Hand, egal was diese Hand tut.

Du bist als Kind immer anwesend. Du kannst nicht anders, als anwesend sein. Du kannst dich nicht verstecken oder verschwinden und dich wegschummeln. Du, das Kind, bist ausschließlich anwesend. Es gibt keine andere Form für dich als deine Gegenwart. Du hattest keine Möglichkeit, eine andere Form zu wählen. Du bist der Gegenwart ausgesetzt. Du bist der Gegenwart ausgesetzt gewesen als Kind, ohne wenn und aber. Wenn du glaubst, dass es für das Kind eine andere Form als seine Gegenwart gibt, stiehlst du dich davon und lässt dich dort allein zurück, wo du als Kind allein für dich verweilen musstest. Weil du dich nicht rühren kannst und gehen kannst und nicht vermagst für deinen Lebensunterhalt zu sorgen. Du bist als Kind deiner Gegenwart ausgesetzt und somit deinen Ängsten, ohne eine Möglichkeit der Gegenwehr, außer deinem Zorn, der dich beschützt.

Du bist überall auffindbar und sichtbar, wenn du dich bemerkbar machst, und ohne Schutz für deine Gegenwart. Du musstest dich bemerkbar machen, auf dich und deine Umstände. Du machtest auf deinen Hunger aufmerksam, auf deine Not.

Dein Zorn macht auf deine Not aufmerksam. Ohne deine Not gäbe es keinen Zorn und keine Wut.

Ohne meinen Zorn gäbe es mich nicht mehr. Sie hätten mich verhungern lassen in der Einsamkeit meines Körpers. Mein Vater war nicht anwesend, und meine Mutter ging in immer andere Zimmer, auf der Flucht vor mir. In späteren Jahren war ich auf der Flucht vor ihr, das war dieselbe Reaktion, die ich doch von ihr lernen musste unter Schmerzen. Doch einst, am Anfang gab es keine Flucht für mich, das Kind. Ich war die Gegenwart, ich musste jede Gegenwart ertragen, ich brauchte jede Gegenwart, um in meiner Einsamkeit nicht zu verfallen. Ich habe keine Bilder für die Einsamkeit der ersten Zeit, es gibt für mich kein einziges, das jene Zeit in mir beschreibt, in der ich ausgesetzt war, meinem Hunger, der nur mit Hilfe meiner Eltern und ganz besonders meiner Mutter zu stillen war. Mein Hunger war nur für mich da, und sonst für niemanden. Mein Hunger war das ganze große Meer, in dem ich einsam und verlassen lag, um mich nur leere Weite. Ich schreie heute noch und das ist keine Kunst. Ich schreie ohne einen Namen und schreie nur für mich. Ich konnte mich nicht anders melden, es ist mein Zorn der mir beisteht. Die Kunst ist für mich als Kind nicht greifbar, die Sprache habe ich nicht erfunden. Der Hunger bin ich, ich der hungert. Ich hungere, ich schreie, ich leide schrecklich in der Gegenwart. Du Kind vermeldest deine Schmerzen und bist einsam. Du hast kein Bild für deine Schmerzen. Ich habe keine Zeit.

Der Hungerkünstler von Kafka beschäftigt sich mit dem Hunger und den Bildern und nicht mit seinem Hunger. Der Hungerkünstler beschreibt den Hunger.

Du Kind hungerst immer in der Gegenwart. Wer dich nicht hungern sieht und dich nicht hört, der hat nur einen Begriff für dein Verlassensein und Worte übrig, wo du dich allerdings befindest und wie es aussieht, was dich und deinen Kopf bewegt, das weiß er nicht. Wer seine Schreie hört, sein Weinen, der weiß um seinen Hunger.

Der Schrei und das Weinen sind die einzigen Bilder meines Hungers. Der Ton und die Lautstärke. Die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit sagt nichts über die Gegenwart meines Schmerzes aus.

Ich bin als Kind auf meinen Schmerz versessen. Die Stille ist für mich das wirklich Peinigende. Ich kenne kein Bild, das die Stille des Kindes beschreibt. Es gibt kein Bild der Verzweiflung nach dem Schreien, das mein Kinderherz ergreift, wenn ich fühlte, dass selbst mein letztes Schreien ohne Wirkung, ohne Hilfe blieb. Mein Kind verzeiht auch keine Stille. Die Einsamkeit verzeihe ich niemals, es ist mein Ort für schlimme Qualen, in denen ich belassen wurde und ohne Worte, Hilfezeichen. Wenn meine Mutter sich nicht meldete, dann war sie nicht mehr da. Das Kind kennt nur die Gegenwart, es fühlt nie eine Hoffnung, am Anfang nicht. Es gibt die Hoffnung in Gedanken, in Kinderschreien gibt es keine. Es gibt die Hoffnung nicht. Wer wie ein Kind ausschließlich in der Gegenwart leben muss, wer wie ein Kind zur Gegenwart verpflichtet ist, hat keine Ahnung, dass es Zukunft gibt, dass es außerhalb seiner Gegenwart noch andere Möglichkeiten gibt. Es gibt kein Bild für die Gegenwart. Jedes Bild beschreibt Vergangenes. Mein Kind hat keine Bilder, die es zeigen könnte. Ich war die Gegenwart und die einzige Beschreibung, die es von mir und meinen Bedürfnissen geben kann, ich war der Schmerzensschrei und Zorn und meine Liebe nach den Tönen, Haut und nach Berührungen. Es gibt nur Gegenwart, was hier nicht ist, das wird es niemals wieder geben. Das ist für alle Zeit verloren, nicht existent, was jetzt in dieser Gegenwart, für mich nicht fassbar und verfügbar ist. Ich Kind bin das Verfügbarste. Nach allen Seiten offen. Neben meinem Schmerzenslaut verfüge ich über keine weiteren Mittel um auf mich zu achten und auf mich aufmerksam zu machen.

Du einsames Kind springst auf jede Rettungsmöglichkeit mit allen deinen Sinnen, du schreist vor Aufregung der Rettung hinterher. Du schreist um deine Rettung und schreist der Rettung hinterher. In deiner Gegenwart. In der Gegenwart der Erwachsenen schreit die Rettung mit Sirenen, wenn sie kommt und dass sie kommt.

Du Kind erfährst jetzt keine Rettung. Du schreist bis zur Erschöpfung, schläfst, und gibst dir in Zukunft eine Schuld, dass du nur nicht genug, genügend laut geschrieen hast, dass du nicht gut genug geschrieen hast. Du gibst dir Schuld dafür, dass du nicht laut genug und gut genug für dich geschrieen hast. Weil deine Mutter nicht gekommen ist, gibst du dem Wesen, das du bist, die Schuld dafür, dass du versagt hast, für dich, um deinen Hunger zu beseitigen. Du gibst dir selbst die Schuld dafür, dass du dich nicht genügend um dich gekümmert hast, dass deine Schreie schlecht, zu leise und zu verhalten gewesen sind. Du sagst dir immer wieder, in deinen Träumen, auch Jahrzehnte später, verpasst du Züge, wählst die falschen Zeiten, wählst falsche Telefonnummern, vergisst die Zahlenfolge, verpasst den Zug, das Flugzeug, mit dem du zu deiner Mutter fliegen wolltest. Du weißt nicht einmal, dass es deine Mutter war, die du erreichen wolltest. Du siehst die Mutter nicht, du weißt nichts von der Sehnsucht die du hattest, nach deiner einzigen Rettungsmöglichkeit. Du gibst dir selbst die Schuld dafür, dass du so hungern musstest, weil du die falsche Nummer wähltest. Du gibst dir selbst die Schuld für dein Verhungern. Du gibst dir selbst die Schuld für dein Versagen. Dass du dich selbst versäumtest, dass du das Kind, damals, vor langer Zeit, sich selbst versäumte und nicht rechtzeitig auf sich aufmerksam machte. Du meinst, dass du nicht rechtzeitig auf dich und dein Leiden und deine Schmerzen aufmerksam gemacht hast. Das Kind glaubt, dass es selbst versagt hat, auf seine Not aufmerksam zu machen. Dass es zu lange gewartet hat, auch dafür gibst du dir die Schuld, und plötzlich ist es zu spät, die Mutter ist tot und der Vater weiß nicht, von was das Kind spricht.

Du hattest alles, was du brauchtest. Du hättest nur anrufen zu brauchen, du hättest nur etwas sagen müssen. Du musst nur etwas sagen, wenn du etwas brauchst. Warum hast du nichts gesagt?

Wieder wird dir die Schuld an deinem Versagen gegeben. Du wirst beschuldigt, die Hilfe nicht in Anspruch genommen zu haben.

Wir hätten dir doch helfen können, wenn du nur etwas gesagt hättest.

Die Eltern reden jetzt in einem Ton, den du nicht hören willst. Sie reden von der Hilfe, die es geben könnte. Du Kind verzeihst dir deine Fehler nicht, dass du die Hilfe nicht gesehen hast, dass du die Hilfe ausgeschlagen hast, damals und heute wieder. Du ließest dir nicht helfen, du glaubst, das Kind muss glauben, weil alle die dich von früher kennen, dich nur im Beisein deiner Eltern kennen. Dich selbst, dich kennt doch keiner von den großen Menschen, die man erwachsen nennt. Dich einsames Kind hat damals niemand gehört, und hört auch heute keiner. Die Schuld für dein Versagen wird dir heute noch zur Gänze zugeteilt. Du hast dich für die Mutter immer schon versagt, weil du nicht einmal einen Augenblick mit deinem Hunger selbst zurecht gekommen bist und nicht einmal für einen Augenblick allein sein konntest. Weil du dich nicht um dich selbst kümmern konntest. Denn wenn du das könntest, dann wäre für deine Mutter alles leichter gewesen. Du kannst keine Achtung für die Eltern haben. Du achtes nur auf dich. Du kennst kein Achtung haben.

Du verzeihst dir deine Tränen nicht, weil deine Tränen nie getrocknet wurden. Du vergibst dir niemals deine Tränen, dass du soviel geweint hast in der Nacht. Und du verzeihst dir deine Klagen nicht und auch nicht deine Schmerzen, denn du beschuldigst deine eignen Schmerzen, weil du sie hattest, und niemand anderer.

Ich hatte diese Schmerzen und keinen der sie sah, und Mutter lachte über meine Schmerzen, erzählte Anekdoten. Ich verzeihe mir meine Hilfeschreie nie, weil niemand mir je Hilfe leistete. Du Kind verzeihst dir niemals deine Not, denn Not war alles was du kanntest, die Not allein gelassen, in Not allein gelassen, in Not für dich und sich allein gelassen; und deine Tränen weinten nur ins Leere. Dein Weinen wird beschämt. Sie schämten sich für dich, dass du soviel von deinem Weinen zeigtest, dass du soviel auch vor den anderen geweint hast, weinen musstest. Du Kind verweintest alle Leute. Du Kind bist weinerlich. Jetzt weinerlich gemacht. Du Kind warst nie ein Starker. Du Kind bist schwach, weil du dich selbst nicht bändigst, weil du Weinen nicht bestrafst, weil du dein Weinen auch nicht zügeln konntest. Du redest mit dir selbst, bist schwach, weil ich nur weine, weil ich nicht einmal selbst mich retten kann.

Ich schluckte meine Tränen. Ich werde nie mehr weinen. Mein Weinen hat jetzt ausgeweint. Mein Weinen ist nicht mehr gestattet. Ich habe mich verlassen.

Es gibt kein Bild für meinen Hunger, weil es kein Bild für meine Rettung gibt. Es gibt kein Bild für mich von meiner Rettung, weil es nie Rettung für mich gab. Es gibt kein in der Not gerettet werden Bild, weil es die Rettung niemals gab, weil es die Hilfe niemals gab, weil es das Bild nicht gibt, da es die Liebe in der Not nicht gab. Das ist kein Bildverlust. Du hast kein Bild verloren. Es gibt kein Bild von dieser Tat, dass dir einst jemand in der höchsten Not, als Kind in deinem Bettchen, allein, geholfen hätte. Es gibt das Bild nicht in Gedanken, weil es das Bild auch niemals in deiner Wirklichkeit gab. Es ist auch kein Versagen und auch kein Erinnerungsverlust. Es gibt da kein Versagen und nicht einmal Erinnern. Es gibt auch nichts, was du vergessen hast, da es nichts gibt, das du vergessen hättest können. Es gibt kein Bild der Hilfestellung. Des einen Zeugen, der dir beistand in der Enge deines Herzens, dein Weinen hörte, dich besuchte, dir aufhalf und dich tröstete. Es gab den Zeugen nicht. Es gab die Mutter nicht, die dich in deinem Bett besuchte und sich um dich kümmerte, die dich herumtrug und sich an dich schmiegte, damit die Wärme dich besänftigte. Es gibt kein Bild für meine Rettung. Es gibt kein Bild für meine Liebe. Ich kann es auch nicht malen. Es gibt kein ungemaltes Bild für meine Mutterliebe. Es gibt sie nicht. Das Bild das meine Mutter zeigt, wie sie mich liebte. Es gibt kein Bild in meiner Wahrnehmung, in meiner Realität, indem ich meine Mutter sehe, wie sie mich liebt. Ich habe keine Bilder, die so was zeigen.

Ich bin nicht Schuld für keine Liebe, die ich nicht hatte.

Das ist das beste was ich, ein Kind, sich sagen kann. Weil alle Welt, die meiste jedenfalls, der Meinung ist, dass sich ein Kind die Liebe erst verdienen muss. Die Liebe, der jedes Kind so sehr bedarf. Denn diese Angst, selbst damals schon als Kind versagt zu haben, in der ersten Zeit, dass damals schon das Kind nicht unschuldig ist, an seiner Einsamkeit und an der Lieblosigkeit, die ihm entgegengebracht worden sind, ist nicht aus diesem Kind entstanden. Die Angst des Kindes, für seine Liebe nicht genug gesorgt zu haben, ist von seinen Eltern in dieses Kind geschuldet worden. Die Schuld für sich an ihrer Lieblosigkeit, der Unfähigkeit ein Kind zu lieben, haben sie dir dem Kind verpasst, mit Schuld und Schuldesschuld versehen, damit du Kind niemals erkennen sollst, dass du nie schuldhaft warst, nie Schuld an deinen Schmerzen hattest, nie Schuld an deinen Tränen warst und nicht an deinem Zorn. Dein Weinen, jenes Kinderweinen, zeigt klar und deutlich, was dir fehlte, und was dir niemand gab. Die Unfähigkeit einer Mutter zu Lieben, ist keine Schuld. Aber durch die Leugnung der Unfähigkeit, wird dir dem Kind die Schuld an dieser Unfähigkeit zugeschoben, und bleibt nun liegen. Du musstest glauben, dass du selbst daran Schuld hattest, nicht geliebt zu werden, dass du selbst zu wenig getan hast, um die Liebe, diese Rettung für dich in deiner Not, auch zu verdienen. Als könnte ein Kind seines eigenen Glückes Schmied sein.

Als könnte ein Kind auf Glück zurückgreifen, auf Glück, das es an sich, in sich nicht gibt, und auf Hoffnung, die es nie hatte, da ihm nie jemand einen Grund dafür gegeben hat.