Texte von Hugo Rupp

Das Gegenteil von Liebe

 

Mein Vater unterhält sich mit dem Nachbarn und schlägt mir dabei immer wieder auf den Hinterkopf. Der Nachbar und der Vater lacht. Mal lachen sie, dann schreien sie, den Mund zum Himmel aufgerissen weit, die Nasen spitz, wie Hunde Witterung aufnehmen.

Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Leben ist nicht Tod, sondern die Gefühllosigkeit.

Elie Wiesel

Du bist doch deinem Vater nicht egal!

Wie Schläge auf den Hinterkopf, nahm ich ihr Mitleid für ihn auf.

Dein Vater meinte es nicht so!

Im Nachhinein schaut Mutter immer heimwärts wie ein Engel.

Leg das gefälligst hin, du machst es nur kaputt!

Je mehr man sich versteckt, desto notwendiger wird es, sich zu verstecken.

Bernhard Malamud Der Fixer

Des werd doch nix, sagt er.

Wenn ich nur seinen Blick vergessen könnte. Wenn mich nur einmal nicht was in die Seite sticht, beim Gehen und Auftreten.

Was fehlt dem Jungen denn?! Wird der denn nie gesund?!

Es trommelt in mir und rumort und hämmert, und eine ekelhafte Flüssigkeit wird in mich eingefüllt, dabei darf ich nicht würgen und mich schütteln.

Jetzt weint der Junge schon wieder!

Wie er an meinem rechten Schenkel mit den Fingern sägt. Jetzt fallen mir die abgesägten Glieder wieder ein.

Ein Indianer kennt keinen Schmerz!

Im Rausch lief ich im Beisein meiner Freunde über vielbefahrene Straßen.

Es ging um die Beschämung von Betroffenheit… es ging um die Beschämung und Bestrafung von Empfindsamkeit… es ging um die Beschämung der Empfindsamkeit, der Zärtlichkeit und der Empfindung im Besonderen… um die Beschimpfung und Beschämung und Bestrafung …

Jetzt hob di ned so!

und immer wieder um Beschämung der Empfindung.

Des is doch ned so schlimm!

Niemand soll wissen, dass ich was empfinden kann. Erst recht nicht, was ich für die Mutter und den Vater nicht empfinde.

Woan nur, dann muast ned so vui brunzn.

(Wein nur, dann musst du nicht so oft pissen.)

Wie Mutter zu mir war, war für mich überhaupt nicht mehr verdaulich. Daher mein Bauchweh und die Koliken. Ich konnte ihre Sprache nicht ertragen. Was sie mir an den Kopf warf oder ins Gesicht spuckte. Wie ich auch ihre Spucke hasste, wenn sie vor mir auf ihren rechten Zeigefinger spuckte und mir dann damit meine Tränen aus den Augenrändern strich, damit niemand bemerken sollte, dass ich schon wieder weinen hatte müssen.

AM: Ich verstehe Ihre Reaktion auf das, was Sie meine „Härte“ nennen, sehr gut, aber es ist nicht leicht, einem Menschen, der Heuchelei schon mit der Muttermilch getrunken hat, zu erklären, was Heuchelei eigentlich ist. Er kennt, wie die meisten Menschen, kaum etwas anderes als Heuchelei und will auch mir deren Lügen verkaufen, wie er es von seinen (ihren) Eltern erfahren hat, Wenn ich dies nicht kaufe, ist er irritiert. Diese Reaktionen muss ich in kauf nehmen. Die Gründe meiner Weigerung, „Liebe“ mit Grausamkeit zu vermischen, sind in meinen Büchern verstreut, und ich kann sie nicht hier in kurzen Briefen erklären. Wer meine Bücher wirklich gelesen und verstanden hat, versteht auch meine kurzen Antworten hier, die selbstverständlich die Lektüre der Bücher nicht ersetzen, aber manche Menschen doch zur Reflexion anregen können, die dafür offen sind. Die Bahnen der Liebesfähigkeit sind angelegt, aber sie werden leider zerstört durch Kindesmisshandlungen, die man oft Erziehung aus Liebe benennt. Die Konsequenzen sind uns bekannt. Aber wir wissen auch, dass durch das Erkennen der eigenen tragischen Wahrheit die Liebesfähigkeit eines Tages aufleuchten kann, doch niemals durch die Verleugnung dieser Wahrheit, die eben in der Heuchelei mündet.

Antwort auf den Leserbrief, Die Härte Saturday 29 November 2008 © 2016 Alice Miller

Ich mischte meine Mutter und den Vater in mir auf. Ich mischte bis zum übel werden. Verachtung, Hass, Gleichgültigkeit und blinde Wut und nirgendwo war Liebe bei mir. Gemeinheit und Gleichgültigkeit. Ich mischte Lüge und Gleichgültigkeit. Ich mischte alles durcheinander, bis mir der Schnabel wehtat und mein Schädel brummte, mein Bauch zu platzen drohte.

Bild dir nur ja nicht ein, ich hätte nicht gesehen, wie du schaust. So wie du mich ansiehst. Ich hab in meinem Rücken Spiegel.

Wenn ich nicht aufpasste, entlud sich Mutters Zorn. Wenn ich nicht sauber war, nicht sauber wurde. Sie fasste mich nicht an, wenn ich nicht aufhörte zu schreien und zu weinen. Sie wollte mich nicht einmal aufheben, solange ich nicht sauber war und brav. Sie wollte mich nicht eher in die Höhe aus dem Bettchen heben, solange ich nicht aufhörte zu bellen und zu klagen. Dabei bekam ich keine Luft. Sie ließ mich fallen und sie fasste mich nicht eher an, bevor ich nicht aufhörte, mit meinen Fingern nach ihrer Zuneigung zu fragen.

Ich kann mich nicht an einen Kuss von ihr erinnern.

Das war 1964 oder 1965. Ich glaube, es war ein Dienstag, meine Mutter war damals nur dienstags und donnerstags in Katernberg im Geschäft. In der Mittagszeit wurden die Fleischstücke umgepackt und die Theken abgewaschen. Meine Mutter hat eine Hälfte abgewaschen und ich die andere. Die Messer wurden auch abgewaschen, sie standen in einem Eimer. Ich sagte, ich sei fertig, aber sie hatte ihren schlechten Tag und sagte: „Du bist noch lange nicht fertig!“ „Doch“, sagte ich, „guck dir es an.“ Sie sagte: „Guck dir bloß die Spiegel an, die mußt du alle noch mal machen, weil sie schön blank sind.“ Sie stand hinten am Spiegel. Ich stand drei oder vier Meter von ihr weg. Sie bückte sich in den Eimer. Ich denke, was ist jetzt los? Dann holte sie ein schönes, langes Metzgermessen raus und warf es auf mich zu, etwa in Schulterhöhe. Ich weiß nicht mehr, ob es an einer Waage abprallte oder wo, aber auf jeden Fall landete es auf einem Brett. Wenn ich nicht im letzten Moment ausgewichen hätte, hätte sie mich damit getroffen.

Ich habe steif gestanden wie ein Brett. Ich wußte überhaupt nicht, wo ich war. Es war irgendwie so unwirklich. Das war eine Sache, die man sich überhaupt nicht vorstellen konnte. Dann kam sie auf mich zu, spuckte mir ins Gesicht, und fing an, zu schreien, daß ich ein Stück Scheiße wäre. Dann schrie sie noch: „Ich werde Herrn Bitter“ – Leiter des Essener Jugendamts – „anrufen, dann kann er dich gleich abholen, damit du hinkommst, wo du hergekommen bist, denn dort gehörst du hin!“

Ich bin in die Küche zur Verkäuferin, Frau Ohskopp, gelaufen, sie wusch die Sachen vom Mittagessen. Ich stellte mich an den Schrank und hielt mich da fest, Ich sagte: „Sie hat ein Messer nach mir geworfen.“ „Du spinnst“, sagte sie, „du bist nicht gescheit.“ Ich bin die Treppe in den Lokus runtergelaufen und habe mich hingesetzt und wie ein Schloßhund geheult. Als ich dann wieder raufging, lief meine Mutter in der Küche herum und hatte das Telefonbuch aufgeschlagen. Wahrscheinlich hat sie tatsächlich die Nummer von Herrn Bitter gesucht. Eine ganze Zeitlang hat sie mit mir nicht gesprochen. Anscheinend meinte sie, das ist ein böser Mensch, der sich mit einem Messer bewerfen läßt und einfach zur Seite springt, ich weiß es nicht.

Paul Moor Das Selbstporträt des Jürgen Bartsch

Wenn meine Oma da ist, kann ich vor dem Schlafen besser atmen. Denn Oma überwacht nicht meinen Schlaf. Sie streicht mir über meinen Kopf und passt solange auf mich auf, bis ich dann eingeschlafen bin. Sie passt auf mich auf, nicht auf meine Schwierigkeiten einzuschlafen. Ich sehe es an ihren Augen. Sie ist nicht wegen meiner Krankheit da, sondern wegen mir, damit ich nicht alleine bin; und in Gedanken bei ihr. Wenn meine Oma nicht zu mir gekommen wäre, dann hätte ich Grausamkeit von „Liebe“ nie unterscheiden können.

Ich kriege keine Luft mehr, wenn ich einsam bin.

Jetzt hast du dich schon wieder schmutzig gemacht. Wenn ich das deinem Vater sage, pass auf, der wird sich dann schön ärgern.

Sie achtet auf die Sauberkeit, doch nicht auf mich. Ich achte später auch auf die Moral, ich achte dabei aber nicht auf mich. Wir achten auf die Richtigkeit, auf das Gesetz, auf Sünden und Vergehen gegen Sauberkeit. Wir achten auf Moral, wir achten aber nicht auf uns. Wir schimpfen und wir achten auf die Sauberkeit und die Moral, wir achten aber nicht auf uns.

Sie schaut mich an und angewidert weicht sie meinen Augen aus. Steht auf und geht und spricht nicht mehr und lächelt zwischendurch und schüttelt ihren Kopf. Sie kann nicht glauben, was sie sieht, dass ich nicht aufpasse. Sie weiß nicht, dass ich das gerade von ihr lernte.

Wenn ich heute die Briefe lese, die sie mir in den Achtziger- und Neunzigerjahren geschrieben hat, in meinen späten Dreißiger- und Vierzigerjahren also, dann kann ich kaum glauben, was ich lese. Es sind immer Zeugnisse schrecklicher Distanzlosigkeit. Nach ihrem Versagen in meiner Kindheit wollte sie nun meine Therapeutin sein. Sie wollte mir den Weg weisen. Solange ich ihren Anregungen folgte, blieb sie warmherzig und entgegenkommend. Aber als ich begann, mich abzugrenzen, und zum Beispiel genauer wissen wollte, wie sie die Rolle meines Vaters in meiner Kindheit erlebt hatte, verschloss sie sich total.

Martin Miller Das wahre „Drama des begabten Kindes“

Ich wurde nicht zufällig gleichgültig und auch nicht zufällig gefühllos.

Wie Mutter meine Finger nahm und mich aus meinem Bettchen zog, und immer wieder rutschte ich ihr aus den Fingern. Dass ich ihr aus den Fingern rutsch, das dachte ich, dabei hat sie mich festgehalten und auch losgelassen. Ich habe ihre Finger nicht umklammert. Sie hielt mich an den Daumen und den beiden Zeigefingern fest und ließ mich einfach wieder los. Sie zog mich hoch und ließ mich einfach rückwärts fallen. Und wenn ich ihre Finger halten wollte, nach ihr griff, wenn ich das gleiche wie sie machen wollte, dann schlug sie mir die Finger weg und später immer wieder auf die Hand.

Schluss jetzt! Du machst mich noch ganz dreckig.

Sie schnipste und sie rieb mir ihren linken Zeigefinger unter meine Nase, damit ich riechen sollte, was da sei. Was ist das wieder nur für eine Sauerei! Wenn sie mir die Windeln unter meine Nase hielt.

Mein Alptraum fällt mir wieder ein, in dem die Mutter sich in einem See aus Blut ertränkt, und ich steh da am Ufer und schaue stumm und regungslos ihr zu. Ich rühre keinen Finger und ich schreie nicht. So grausam meine Mutter für mich ist, so grausam will ich auch mal sein.

Warum tat ich mir später solche Dinge an? Warum hab ich mir immer wieder weh getan und mir geschadet? Warum hab ich was nicht getan, was mir genützt und nicht geschadet hätte? Warum hab ich das nicht getan? Die Reue taucht jetzt wieder auf. Warum hab ich was nicht viel früher angefangen oder aufgehört? Warum nur ruinierte ich mein Leben? Warum soll das zum Lachen sein!? (Sie lachten mich nur aus, wenn ich nicht weiter wusste.)

Wie geht es dir?

Mir geht es gut.

Als würde mir nichts weh tun können. Ich war so brav, dass mir die Grausamkeit nicht länger etwas ausmachte.

Auf der Galerie

Wenn irgendeine hinfällige, lungensüchtige Kunstreiterin in der Manege auf schwankendem Pferd vor einem unermüdlichen Publikum vom peitschenschwingenden erbarmungslosen Chef monatelang ohne Unterbrechung im Kreise rundum getrieben würde, auf dem Pferde schwirrend, Küsse werfend, in der Taille sich wiegend, und wenn dieses Spiel unter dem nichtaussetzenden Brausen des Orchesters und der Ventilatoren in die immerfort weiter sich öffnende graue Zukunft sich fortsetzte, begleitet vom vergehenden und neu anschwellenden Beifallsklatschen der Hände, die eigentlich Dampfhämmer sind – vielleicht eilte dann ein junger Galeriebesucher die lange Treppe durch alle Ränge hinab, stürzte in die Manege, rief das – Halt! durch die Fanfaren des immer sich anpassenden Orchesters.

Da es aber nicht so ist; eine schöne Dame, weiß und rot, hereinfliegt, zwischen den Vorhängen, welche die stolzen Livrierten vor ihr öffnen; der Direktor, hingebungsvoll ihre Augen suchend, in Tierhaltung ihr entgegenatmet; vorsorglich sie auf den Apfelschimmel hebt, als wäre sie seine über alles geliebte Enkelin, die sich auf gefährliche Fahrt begibt; sich nicht entschließen kann, das Peitschenzeichen zu geben; schließlich in Selbstüberwindung es knallend gibt; neben dem Pferde mit offenem Munde einherläuft; die Sprünge der Reiterin scharfen Blickes verfolgt; ihre Kunstfertigkeit kaum begreifen kann; mit englischen Ausrufen zu warnen versucht; die reifenhaltenden Reitknechte wütend zu peinlichster Achtsamkeit ermahnt; vor dem großen Salto mortale das Orchester mit aufgehobenen Händen beschwört, es möge schweigen; schließlich die Kleine vom zitternden Pferde hebt, auf beide Backen küßt und keine Huldigung des Publikums für genügend erachtet; während sie selbst, von ihm gestützt, hoch auf den Fußspitzen, vom Staub umweht, mit ausgebreiteten Armen, zurückgelehntem Köpfchen ihr Glück mit dem ganzen Zirkus teilen will – da dies so ist, legt der Galeriebesucher das Gesicht auf die Brüstung und, im Schlußmarsch wie in einem schweren Traum versinkend, weint er, ohne es zu wissen.

Franz Kafka Auf der Galerie

So eine Überraschung! Deine Mutter kommt, sagt meine Kindergärtnerin.

Und ich begann zu weinen.

Was hat er denn, fragt sie.

Ich weiß es nicht, sagt meine Kindergärtnerin.

Hat jemand ihm denn weh getan?

Nicht das ich wüsste.

Hat jemand meinen Sohn geschlagen.

Wo denken Sie denn hin!

So ungewöhnlich ist das nicht, sagt sie.

Ich höre nur verstohlen zu und schaue in den Boden.

Hat jemand ihm vielleicht was weggenommen und nicht mehr wieder zurück gegeben.

Nein, nein. Nichts ist passiert.

Aber warum weint er dann!?

Erst als sie angekommen sind, hat er zu weinen angefangen. Vorher war er ganz fröhlich, ganz bestimmt.

Was hat er dann?

Ich weiß es nicht.

Sie schauen sich jetzt fester an. Wie zwei, die sich nicht mögen.

Was hat ihn dann so aufgeregt!?

Die Spiegelfechterin.

Warum weinst du, wenn ich dich nur besuchen komme? Ich wollte doch nur sehen, ob du brav sein kannst!

Sie wartete auf eine Huldigung. Bejahung und Wertschätzung für Gehorsam und für Grausamkeit.

Spektakel Grausamkeit

„… im Schlußmarsch wie in einem schweren Traum versinkend, weint er, ohne es zu wissen.“

Wenn ich verriet, was mir missfiel, dann war sie da und schrie.

Deshalb war mir Gehorsam auch so wichtig, weil ich auf alles schließlich doch gefasst sein wollte. Ich konnte mich an jedem Atemzug auch stören. Mich störte auch die Freude und Lebendigkeit. Mich störte schließlich jede Anteilnahme.

Das einzige Gefühl, das ich von meiner Mutter ohne Zweifel zu erwidern lernte, war Grausamkeit. Und immer nur so tun, als würde ich nicht böse sein, als könnte ich nicht wirklich etwas böse meinen. Doch meine Albträume bezeugen, was ich an mir und meiner Mutter nicht zu sehen und mir nicht zu merken wagte, die Neigung und den Hang zur Grausamkeit. Wofür das war, der Hang zur Grausamkeit. Die Neigung, alles und jeden zu bestrafen.

Hände, die für mich klatschen und mir weh tun, fallen mir jetzt ein.

Ich wartete auf Würdigung, auf Beifall für die Grausamkeit und die erlittenen Qualen. Wie brav ich sie ertragen hatte und wie gut vertragen. Indem ich meine Schmerzen mit der Wut versenkte; in einem See aus Blut

Ich schlage meinen Sohn, so oft und wann ich will, sagt Vater einem Nachbarn ins Gesicht.

Und Mutter lächelt und bleibt still. Ihr war erlaubt die Grausamkeit nicht ernst zu nehmen.

Sie hat mich hochgehalten und geschüttelt, wenn ich nicht Ruhe geben wollte. Deswegen finde ich kein Ende für die Grausamkeit. Weil alles in mir taumelt und verschwimmt und unentwegt nur stürzt und in mich fällt, wenn ich mich an die Grausamkeit erinnere. Als würde mein Gehirn in einer Trommel stecken, die gedreht wird und gedreht und alle Bilder purzeln durcheinander.

Und Vater, der mit seinen Zähnen unaufhörlich mahlt, wenn jemand ihn anspricht; wenn ich ihn nur was fragen wollte. Und lächeln konnte er dabei. Sein Mahlen und sein Lächeln.

Wie ich in Träumen nach Toiletten suchte, nach einem Platz, an dem ich Ruhe finden kann.

Ich habe immer nur gewartet, dass meine Mutter kommt und grausam zu mir ist.

Wenn etwas nicht da hingehört, wo Mutter sagt, und ich es dann hinlege, dann wird sie böse und wirft mir Absicht vor, wenn ich nicht etwas ganz genau zurücklege, wo ich es weggenommen habe. Wenn ich nicht ganz genau das sage, was sie hören will, dann wird sie richtig böse. Zum Fleiß sagst du das jetzt, sagt sie. Wenn ich nicht lerne oder hören will. Wenn ich nicht richtig huste, wie ich husten soll, dann wird sie richtig böse. Jetzt huste halt endlich einmal richtig. Wenn ich mich dreckig mache oder einmal mir die Tür zufällt oder ich schließe sie nicht richtig, dann schreit sie mich gleich an. Jetzt kommt der ganze Staub wieder herein.

Wenn ich nur was von Zärtlichkeit und näher kommen wage, von Wünschen auch etwas verrate, dann macht sich mich gleich lächerlich, und Vater nennt mich ein verzogenes Kind. Und wenn ich gehe, wie ich gehen kann, dann lächelt er und nennt mich einen Hinterlader.

Jetzt kommt das auch noch hoch, dass sie mich auf dem Klo noch suchte. Ihr machte nicht mal meine Schamesröte etwas aus.

Was machst du denn so lang!? Hast du dich immer noch nicht ausgeschissen!?

Sie schaute nach, rein „spaßeshalber“ durch das Schlüsselloch. Jahrzehnte später stopft sie Watte ausgerechnet dort hinein, damit ihr niemand zusieht; ganz allein.

Was machst du denn solange auf dem Klo!?

Sie öffnet einfach und schaut nach.

Jetzt fehlt schon wieder soviel Klopapier. Holst du dir sooft einen runter, fragt sie und lacht hysterisch.

Jetzt kommt das also auch noch raus, dass sie mir meine letzte Freude nehmen wollte.

Was machst du denn so spät noch auf dem Klo!?

Ich nahm dann eine meiner Socken her, damit sie nichts mehr merkte.

Das Gegenteil von Liebe ist Grausamkeit.